Aina (Name von der Redaktion geändert) war nicht nur live dabei, als der 54-jährige deutsche Urlauber am Dienstagnachmittag (12.4.) im Meer in der Cala Romántica auf Mallorca ertrank. Sie musste auch um das Leben ihres eigenen Sohns bangen. "Es war schrecklich, es nimmt uns alle mit", so die Rezeptionistin des Hotels Sol Romántica, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, aber auf MZ-Anfrage bereitwillig erzählt, was sie gesehen hat.

Es sei ein gewöhnlicher Tag in dem Urlaubsort gewesen, der gerade erst in die Saison startet. "Ja, die Wellen waren hoch und es war windig, aber auch nicht übermäßig. Morgens waren sogar noch Familien mit Kindern in der Bucht schwimmen. Ich allerdings hätte mich bei den Gegebenheiten nicht ins Wasser gewagt", berichtet sie. Sie nicht, und andere Einheimische auch nicht. "Es ist nicht das erste Mal, das hier etwas passiert. Die Unterwasserströmungen sind trügerisch. Die Leute von hier wissen das, aber Auswärtige unterschätzen es oft."

Keine Schilder, die auf Strömungen hinweisen

So auch am Dienstag. Die Strandliegen an der Bucht seien bereits aufgebaut, berichtet Aina. "Die Rettungsschwimmer haben aber ihre Arbeit noch gar nicht aufgenommen. Die fangen normalerweise erst ab Mai an, und dann warnen sie die Schwimmer natürlich und greifen oft ein." Doch wo keine Badeaufsicht, da keine Warnung. "Schilder, die explizit auf die gefährlichen Strömungen hinweisen, gibt es nicht. Zumindst nicht so, dass sie mir aufgefallen wären", so die Hotelangestellte.

Es sei der elfjährige Sohn des Deutschen gewesen, der Alarm geschlagen hätte. Der Junge war an Land geblieben, der Vater hatte sich in die Fluten gewagt. "Allen war schnell klar, dass er sich in einer Notalge befindet. Er verlor die Kontrolle, wurde gegen die Felsen gedrückt und dann schwamm sein Körper an der Oberfläche", so die Rezeptionistin. Drei andere Augenzeugen - junge Burschen zwischen 15 und 20 Jahren - hätten sich sofort ins Wasser begeben, um dem Deutschen zur Hilfe zu eilen.

"Ich rief meinem Sohn zu, er solle sofort rauskommen"

Und dann stürzten sich auch Ainas Sohn und einer der Kellner ihres Hotels in die Fluten. "Ich rief meinem Sohn zu, er solle sofort wieder rauskommen. Ich hatte Angst, es war sehr gefährlich. Was bringt es, zwei Tote zu haben", so Aina im MZ-Gespräch am Mittwochmittag, noch immer hörbar bewegt. Zu ihrer Erleichterung habe ihr Sohn schnell eingesehen, dass seine Mutter recht hat. Der Kollege dagegen wurde ebenfalls von der Strömung erfasst und an die Felsen gedrückt. Immerhin blieb er bei Bewusstsein und konnte sich retten. "Sie haben ihn mit fünf Stichen am Kopf genäht", so Aina.

Zwei Rettern gelang es schließlich, den Körper des Deutschen an Land zu ziehen. "Da bewegte er sich schon nicht mehr. Eigentlich war allen klar, dass er tot ist, aber die Rettungskräfte versuchten noch etwa eine Stunde lang, ihn wiederzubeleben", berichtet die Rezeptionistin. Ihr täte vor allem der elfjährige Sohn des Opfers leid, der alles mit ansehen musste, und auf den die Sanitäter immer wieder beruhigend einreden mussten.

"Er war mit seinem Vater in einem Hotel in der Nachbarbucht Cala Mandia untergebracht. Also an dem Strand, an dem im September 2021 auch die zwei deutschen Schwestern ertrunken sind", erinnert Aina und kommt richtig in Fahrt. "Die Leute dürfen nicht so unvernünftig sein, man sollte nicht bei unruhiger See baden gehen, erst recht nicht, wenn keine Rettungsschwimmer in der Nähe sind. Das habe ich immer schon gedacht und es hat sich wieder bestätigt. Man darf dem Meer nicht trauen."