Der Rausch muss unbeschreiblich sein: Aufnahmen, die in den vergangenen Tagen in den sozialen Medien geteilt werden, zeigen eine Person, die einen spektakulären Flug in einem Wingsuit in der Nähe des berühmten Lochfelsen Sa Foradada auf Mallorca durchführt. Auf der Aufnahme sind Personen zu hören, die dem tollkühnen Flieger auf Spanisch zujubeln. Die Zuschauer befinden sich dabei auf dem Aussichtspunkt Son Marroig im Tramuntana-Gebirge.

Noch ist unklar, von wann die Aufnahmen stammen. Auch wer die Person ist, die vermutlich vom Berg Puig des Teix abgesprungen ist, ist noch völlig unklar. Sicher ist jedoch, dass der Stunt des "hombre-pájaro" (des "Vogel-Mannes"), der mehr an ein menschliches Flughörnchen als an einen Vogel denken lässt, nicht genehmigt war.

Die Guardia Civil nimmt es gelassen

Die Guardia Civil sieht die Aktion derweil gelassen. "Wir schauen zwar, ob wir die Person identifizieren können, aber das steht auf unserer Prioritätenliste nicht besonders weit oben", sagte ein Sprecher gegenüber der MZ. "Es war zwar vermutlich nicht genehmigt, aber es handelt sich ja auch nicht gerade um ein Verbrechen."

Nach einem Bericht der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca", ist das Wingsuit-Fliegen eine der tödlichsten Sportarten der Welt. Allein zwischen 2017 und 2018 forderte sie 38 Todesopfer. Der Sport wird hauptsächlich in Europa praktiziert, vor allem in der Schweiz, in Norwegen, Frankreich und Italien, wo der Zugang zu hohen Klippen einfach ist und es nur wenige Vorschriften gibt.

"Der Sport steckt in den Kinderschuhen"

Ein Reiz besteht darin, dass das Geschwindigkeits- und Fluggefühl umso größer ist, je näher der Flieger dem Boden kommt. Dadurch verringert sich aber auch die Kontrolle. Laurent Frat, ein französischer Pilot, der mehr als tausend solcher Sprünge absolviert hat, sagt, dass viele der Opfer, die starben, "nicht wussten, was sie taten" und dass seine Motivation als Ausbilder darin besteht, Unfälle zu vermeiden. "Der Sport steckt noch in den Kinderschuhen. Es gibt keine zentralisierte Organisation, die die Zügel in die Hand nimmt", so Frat.

Experten empfehlen ein langes und langsames Training, bevor man sich an einen solchen Flug wagt. Idealerweise sollte man innerhalb von eineinhalb Jahren 200 Fallschirmsprünge absolviert haben, um es dann in einem Wingsuit zu versuchen. Eine gute Ausbildung kann Jahre dauern und mehrere tausend Euro kosten.