Ein Video eines Pärchens, das auf offener Straße auf Mallorca Sex hat und das anschließend viral ging, hat die Gemüter von Anwohnern im Viertel Santa Catalina wie von Internetusern Anfang Mai erregt. Vor einem parkenden Auto an einer Mauer vergnügen sich eine Frau und ein Mann - und einer der Bewohner des Hauses, vor dem sich die Szene abspielt, hat den Moment mit dem Handy festgehalten. Nun beklagt sich Carlos Reina gemeinsam mit anderen Anwohnern im "Diario de Mallorca" über die Zustände in seinem Viertel.

"Das war um 21.30 Uhr am Abend, hinter der Plaza del Vapor", berichtet Reina. Der kleine Park unterhalb habe sich bereits in ein Freiluft-WC verwandelt, täglich gebe es dort inzwischen Trinkgelage. Die Polizei erscheine nie. "Den Polizisten des Viertels haben wir noch nie hier gesehen", sagt Reina. Speziell die Samstage seien die Hölle.

Wenn Reina um 16 Uhr seine Schicht am Flughafen von Palma beginnt, muss er sich mit dem Auto durch die feiernden Menschenmassen bahnen, die bereits am frühen Nachmittag mit Alkohol auf der Straße feiern. Immer wieder komme es zu Belästigungen. "Und da können wir nicht den Sauftourismus für verantwortlich machen. Das hier sind Spanier, im Allgemeinen über 40."

"Schlimmer als in Magaluf"

Es handle sich um eine verlorene Schlacht, David gegen Goliath. Die Anwohner seien völlig machtlos, niemand komme ihnen zu Hilfe. "Der erste Arschtritt war die Immobilienspekulation. Nicht alle konnten wir uns eine Wohnung hier leisten. 70 Prozent der Immobilien befinden sich in den Händen von Ausländern." Der zweite Tritt seien die täglichen Verstöße gegen das gute Benehmen und elementaren Regeln des Zusammenlebens.

Schlimmer als Magaluf sei es hier inzwischen, sagt ein Nachbar, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Man habe ihm schon die Spiegel seines Autos abgetreten. Das Problem sei, dass die Anwohner in Santa Catalina nicht so stringent organisiert seien wie in anderen Vierteln von Palma, wo man mit Zusammenhalt mehr erreicht habe.

Andere Anwohner berichten von Problemen mit lauten Bars, Straßenmusikanten, Partygängern, die an die Wände der Häuser pinkeln. Manche von ihnen haben die Faxen derart dicke, dass sie ihre Wohnungen zum Verkauf anbieten. Sie wollen nicht mehr in dem Viertel leben, in dem sie teilweise ihr ganzes Leben verbracht haben. "Ich hasse Santa Catalina. Ich will nie mehr wiederkommen, auch nicht zum Abendessen", sagt einer der Anwohner verbittert. /jk