Es sollte ein lustiges Party-Wochenende auf Mallorca werden - doch es wurde für alle Beteiligten zum Albtraum. Nichtraucher, Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, brave Jungs vom Dorf: Die 13 deutschen Urlauber, die derzeit auf Mallorca in U-Haft sind, weil sie in Arenal an der Playa de Palma am Freitagnachmittag (19.5.) einen Brand verursacht haben sollen, sind Mitglieder eines Kegelclubs. Sie waren erst um 11 Uhr vormittags am Freitag im Hotel angekommen und wollten eigentlich am Montag nach Deutschland zurückkehren.

Da sie ihre Zimmer nicht beziehen konnten, drehten sie erst mal eine Runde. An der Strandpromenade dokumentierten sie ihre Ankunft mit einem Foto. Gegen 14 Uhr kehrten sie, offenbar schon angetrunken, in das Hotel zurück, bezogen ihre Zimmer im zweiten und dritten Stock und feierten auf den Balkonen weiter. Der mutmaßlich von ihnen verursachte Brand auf der Terrasse eines benachbarten Lokals brach dann gegen 15.20 Uhr aus. Guardia Civil und die Ortspolizei nahmen die Männer noch am selben Nachmittag fest. Sie verbrachten die erste Nacht auf der Polizeiwache und sitzen seit Samstagabend in U-Haft.

"Anständige Buben"

Die Männer - der Jüngste ist 24, der Älteste Mitte 40, - kommen aus einem Ortsteil von Münster. "Das sind doch alles "anständige Buben", sagt eine Frau, die die Gruppe gut kennt, gegenüber der MZ. Viele von ihnen seien sogar Mitglieder in der Freiwilligen Feuerwehr. Ihres Wissens würde keiner von ihnen rauchen.

Indes sind die Eltern der jüngeren unter den Männern in großer Sorge darüber, wie es ihren Söhnen in der am Samstagabend verordneten Untersuchungshaft geht. Dass die Beschuldigten "wie Verbrecher" in Handschellen zu Gericht geführt wurden, müssen auch sie erst einmal verdauen. Man berate sich gemeinsam darüber, wie man den Festgenommenen nun mit Anwälten beistehen könne.

Geschockte Anwohner

Wem es ebenfalls schwer fällt, die Bilder eines harmlosen Kegelclubs mit dem Geschehen vor Ort auf Mallorca in Verbindung zu bringen, sind die Nachbarn der von dem Brand betroffenen Lokale.

"Sie haben stundenlang in übereinanderliegenden Zimmern im zweiten und dritten Stock des Hotels gefeiert. Die Musik war voll aufgedreht und sie haben Bier von einem Balkon auf den anderen und auch auf die Straße geschüttet", erzählt ein Anwohner, der die Party beobachtete. Ein anderer Zeuge will gesehen haben, wie die Urlauber eine Flüssigkeit, womöglich Alkohol, auf das Schilfdach des von deutschen Wirten betriebenen Lokals Why not Mallorca nebenan geschüttet und auch Zigaretten hinuntergeworfen haben. Offenbar existieren davon auch Bilder einer Überwachungskamera.

Filmten die Beschuldigten das Feuer?

"Auf einmal sah ich, dass das Dach Feuer gefangen hatte. Erst war es nur ein Stück, aber schnell stand das gesamte Dach in Flammen", erzählt der Nachbar. Es sei wie eine Bombe gewesen. "Die Touristen schauten sich das Ganze von ihrem Balkon aus an. Sie fingen an, das Feuer mit ihren Handys zu filmen, grölten und lachten." Als sie sahen, welche Dimensionen das Feuer erreichte, hätten sie die Balkone überstürzt verlassen. Die herbeigeeilte Polizei nahm sie noch im Hotel fest.

Das Feuer beschädigte zwei Bars, eine Wohnung und auch das Hotel, in dem die Gruppe untergebracht war. Allein der Schaden bei der von Deutschen geführten Bar Why not Mallorca beläuft sich auf geschätzt 150.000 Euro, wie die Wirtin der MZ berichtete. Zwei Personen wurden bei dem Brand leicht verletzt, die Polizei musste wegen des Rauchs mehrere Nachbarn in Sicherheit bringen.

Auch Spanier lassen hier die Sau raus

Wie die Anwohner berichten, gibt es ständig Probleme mit den Gästen dieses Hotels. "Vor einer Woche erst stand eine Gruppe Spanier komplett nackt auf dem Balkon. Und vor einer Weile haben Touristen die Mitarbeiterin des Ladens auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit einer Flasche beworfen, als sie gerade den Bürgersteig fegte. Sie haben sie glücklicherweise nicht getroffen", sagt ein Nachbar. Er sieht auch für die kommenden Wochen schwarz: "Das ist nur der Anfang, nächsten Monat kommen nämlich lauter Spanier auf Abschlussfahrt hierher."

Mallorca ringt seit Jahren mit den Exzessen von Urlaubern in Partyhochburgen wie der Playa de Palma oder Magaluf. Die verschiedentlich geäußerten Hoffnungen, dass die Aufwertung dieser Urlaubsgebiete, kombiniert mit strengeren Auflagen und markigen Erklärungen der Landesregierung ("wir wollen diese Art von Urlaubern nicht"), nach dem Corona-Schock zu einem schnellen Ende von derlei Urlaubsvergnügen führen würden, haben sich nicht bewahrheitet.