Auf Mallorca und den Nachbarinseln herrscht weiter ein bedeutender Richtermangel. Das erklärte der Vorsitzende des Obersten Gerichtshofs der Balearen, Carlos Gómez, am Donnerstag (26.5.) bei der Vorstellung des Jahresberichtes der Justiz für 2021.

Demnach fehlten auf den Inseln mindestens 21 Richter, um den aktuell vorhandenen Arbeitsaufwand zu bewältigen. Derzeit sind auf den Balearen 142 Richter im Einsatz. Gómez erklärte, selbst wenn diese Stellen geschaffen würden, gebe es keine ausreichende Infrastruktur, damit diese ihrer Arbeit nachgehen könnten. Vor allem in Palma gebe es einen Mangel an Gerichtssälen und Büros für die tägliche Arbeit der Juristen.

Die Verfahren stauen sich

Die Folge: Die Verfahren stauen sich. Aktuell sind auf den Balearen 73.674 Verfahren auf der Warteliste. Besonders lange warten müsse man an Gerichten, die sich mit Gewalt gegen Frauen auseinandersetzen, sowie im Handels-, im Sozial- und Verwaltungsrecht. Der Trend geht allerdings zur Besserung, betonte der Richter. So habe man die Warteliste im Laufe des Jahres 2021 um zwölf Prozent reduzieren können.

Im vergangenen Jahr waren auf den Balearen 146.775 Anzeigen und Klagen eingegangen, eine Zahl, die etwa den Werten aus den Jahren vor der Pandemie entspricht. Der Justiz gelang es gleichzeitig 146.376 Verfahren abzuschließen.

12,3 Richter pro 100.000 Einwohnern

Dabei geht es den Balearen gar nicht mal so schlecht, was die Zahl der Richter angeht. Mit durchschnittlich 12,3 Richtern pro 100.000 Einwohnern liegen die Inseln leicht über dem spanischen Schnitt von 11,9. Gleichzeitig ist auf den Balearen die Zahl der Rechtsstreitigkeiten höher: 134,2 Fälle gibt es pro 1.000 Einwohner. Spanienweit sind es 128,3.

Der Mangel an Arbeitskräften betrifft derweil nicht nur die Richter. Die Hälfte der Angestellten an den Gerichten haben befristete Verträge. Das liegt unter anderem daran, dass diejenigen, die die Beamtenprüfung bestehen, sich weigern, auf die Insel zu kommen. Die Gründe sind die selben wie in anderen Bereichen auch: Hohe Lebenshaltungskosten und Mangel an Wohnraum. Dadurch entsteht eine hohe Fluktuation an den Gerichten. Neue Kräfte müssen immer wieder angelernt werden, was die eigentliche Arbeit aufhält.

Laut Gómez ist aber der Bau von neuen Gebäuden oberste Priorität: "Ohne ausreichend Platz gibt es keine Zukunft für die Justiz auf den Balearen."