Dramatische Wende im Prozess gegen "Disco-König" und Megapark-Besitzer Bartolomé Cursach. Keine zwei Wochen vor Prozessbeginn hat die Staatsanwaltschaft angekündigt, die Vorwürfe gegen sieben der insgesamt 24 Angeklagten fallen zu lassen.

Enge Mitarbeiter Cursachs entlastet

Zu den Entlasteten gehören auch enge Mitarbeiter des Nachtclub-Unternehmers: Jaime Lladó, Chef der ehemaligen Diskothek Tito's, ist ebenso dabei wie Arturo Segade, Leiter des VIP-Bereichs des selben Lokals. Und auch Antonio Bergas, ein ehemaliger Beamter der örtlichen Polizei von Palma, der zu einem der engsten Mitarbeiter des Geschäftsmannes wurde, muss nicht mehr auf die Anklagebank.

Sie wurden der kriminellen Vereinigung, der Bestechung, der Täuschung und des Drogenhandels beschuldigt, weil sie Beamten der Ortspolizei von Palma Partys mit Prostituierten und Rauschgift als Gegenleistung für eine günstige Behandlung der Cursach-Gruppe angeboten hatten. Hauptzeuge für diese Vorfälle war ein ehemaliger Mitarbeiter von Tito's, der schließlich wegen Unwahrheiten im Rahmen der Ermittlungsarbeit angeklagt wurde. Daher könne der Wahrheitsgehalt der Vorwürfe nicht mehr festgestellt werden.

Umbauarbeiten am Megapark

Außerdem werden die ehemalige Generaldirektorin für Tourismus der Balearen-Regierung, Pilar Carbonell, ein Beamter derselben Behörde sowie zwei Mitarbeiter der Stadtverwaltungen von Palma de Mallorca und Calvià entlastet. Ihnen war vorgeworden worden, Umbauarbeiten am Megapark ohne Genehmigung zugelassen zu haben. Die Staatsanwaltschaft stellte fest, dass die Angeklagten in dieser Angelegenheit keinen offiziellen Verwaltungsbeschluss verfasst hatten und daher keine Beweise gegen sie vorliegen.

Ein weiterer Beschuldigter, der Polizist Miguel Estarellas, starb im Laufe der Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft gab ebenfalls bekannt, dass sie auf die Aussage von über 50 einberufenen Zeugen verzichten wird.

Vorteile durch Gewalt und Korruption verschafft

Noch nicht geklärt ist, welche Auswirkungen diese Nachricht auf das Verfahren hat. Der Prozess soll am 13. Juni beginnen. Bis Ende April kommenden Jahres wurden 148 Verhandlungstage angesetzt.

In dem Verfahren soll geklärt werden, inwieweit sich die Cursach-Gruppe in den Jahren 2000 bis 2016 durch Korruption und Gewalt Vorteile verschafft und konkurrierende Unternehmen ausgebremst hat. Laut Vorwürfen der Staatsanwaltschaft soll das Unternehmen unter anderem Ortspolizisten auf der Gehaltsliste gehabt haben, die die Lokale Cursachs vor Inspektionen warnten sowie unbegründet hart gegenüber Clubs und Bars der Konkurrenz vorgingen. Zudem soll die Gruppe großen Einfluss auf Entscheidungsträger in Behörden und Gemeindeverwaltungen gehabt haben.

Den Angeklagten wird unter anderem Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Beamtenbestechung, Erpressung und Nötigung vorgeworfen. Cursach drohen bei einer Verurteilung bis zu achteinhalb Jahre Gefängnis.

Die Vorbereitung des Prozesses gestaltete sich schwierig. Immer wieder sollen Zeugen eingeschüchtert worden sein. Zudem wurden der ermittelnde Richter und der Staatsanwalt von dem Fall abgezogen, weil sie illegale Ermittlungsmethoden verwendet haben sollen.

Megapark und Megasport

Cursach hatte sein Imperium seit Ende der 60er-Jahre aufgebaut. Ihm gehören unter anderem der Partytempel Megapark an der Playa de Palma und das Fitnesstudio Megasport. 2017 wurde er verhaftet. Der Disco-König verbrachte 14 Monate in Untersuchungshaft, bevor er gegen Zahlung einer Millionen-Kaution wieder freikam. /pss