Es sollte der Prozess des Jahres werden, jetzt scheint das Gerichtsverfahren gegen den Megapark-Chef Bartolomé Cursach zu einem Prozesschen zu verkommen: Nachdem die Staatsanwaltschaft erst am Dienstag (31.5.) die Anklagen gegen sieben der ursprünglich 24 Beschuldigten hatte fallen lassen, setzt sie nun auch das geforderte Strafmaß für den Hauptangeklagten herab.

Cursach wird nicht ins Gefängnis müssen

Statt der 8,5 Jahre Haft, die dem sogenannten "Discokönig" Cursach bei einer Verurteilung gedroht hätten, fordert die Staatsanwaltschaft nun nur noch 18 Monate. Damit dürfte er dem Gefängnis entgehen, da Haftstrafen von unter zwei Jahren in Spanien in der Regel zur Bewährung ausgesetzt werden. Zudem hatte Cursach 14 Monate in Untersuchungshaft verbracht, die auf eine etwaige Strafe angerechnet werden können.

Für den Generaldirektor der Cursach-Gruppe, Bartolomé Sbert, fordert die Staatsanwaltschaft nun dreieinhalb Jahre. Beide müssen sich wegen krimineller Vereinigung, Täuschung, Bestechung und Nötigung verantworten, aber die Staatsanwaltschaft hat mehrere Anklagepunkte zurückgezogen, da sie davon ausgeht, dass es keine Beweise gibt. Cursach wird jetzt nur noch wegen krimineller Vereinigung und Falschaussage angeklagt.

Die Staatsanwälte Juan Carrau und Tomás Herranz reduzierten auch die Strafanträge für mehrere der 14 Beamten der Ortspolizei von Palma, die wegen einer Reihe von Straftaten mit Haftstrafen von bis zu 12,5 Jahren zu rechnen hatten.

Prozessbeginn am 13. Juni

Der Prozess soll am 13. Juni beginnen. Ursprünglich waren 148 Verhandlungstage angesetzt. Inwieweit diese bei den reduzierten Strafanträgen noch notwendig sein werden, ist zu diesem Zeitpunkt nicht klar.

In dem Verfahren soll geklärt werden, inwieweit sich die Cursach-Gruppe in den Jahren 2000 bis 2016 durch Korruption und Gewalt Vorteile verschafft und konkurrierende Unternehmen ausgebremst hat. Laut den ursprünglichen Vorwürfen der Staatsanwaltschaft soll das Unternehmen unter anderem Ortspolizisten auf der Gehaltsliste gehabt haben, die die Lokale Cursachs vor Inspektionen warnten sowie unbegründet hart gegenüber Clubs und Bars der Konkurrenz vorgingen. Zudem soll die Gruppe großen Einfluss auf Entscheidungsträger in Behörden und Gemeindeverwaltungen gehabt haben.

Die Vorbereitung des Prozesses gestaltete sich schwierig. Immer wieder sollen Zeugen eingeschüchtert worden sein. Zudem wurden der ermittelnde Richter und der Staatsanwalt von dem Fall abgezogen, weil sie illegale Ermittlungsmethoden verwendet haben sollen.

Cursach hatte sein Imperium seit Ende der 60er-Jahre aufgebaut. Ihm gehören unter anderem der Partytempel Megapark an der Playa de Palma und das Fitnesstudio Megasport. 2017 wurde er verhaftet. Der Nachtclub-Unternehmer verbrachte 14 Monate in Untersuchungshaft, bevor er gegen Zahlung einer Millionenkaution wieder freikam. /pss