Prozessauftakt gegen zwölf junge Aktivisten der Separatistengruppe Arran, die im Juli 2017 am Hafen von Palma de Mallorca gegen den Tourismus protestiert hatten: Am ersten Tag des Gerichtsverfahrens haben neun der Angeklagten am Montag (13.6.) erklärt, zum Zeitpunkt des Protests gar nicht am Hafen gewesen zu sein. Einige von ihnen versicherten, sich an dem Tag nicht mal auf der Insel befunden zu haben.

Bei der Protestaktion stürmten mehrere Personen ein Restaurant, warfen Konfetti und zündeten Bengalos. Zudem hielten sie ein Plakat hoch, auf dem "Tourism kills Mallorca" stand. Einige der Teilnehmer riefen Parolen. Die Aktion hätte beinahe keine Aufmerksamkeit bekommen. Erst durch ein Video, das die Protestler selbst auf Social Media veröffentlichten, wurde die Öffentlichkeit aufmerksam.

Keine Gewalt gesehen

Von den drei der Angeklagten, die zugaben, vor Ort gewesen zu sein, erklärte einer, er sei als Berichterstatter anwesend gewesen. Die beiden anderen erklärten, sich nur geringfügig an der Aktion beteiligt zu haben. "Ich habe nur das Plakat gehalten und ein wenig gesungen", erklärte eine Frau auf Fragen der Staatsanwaltschaft. "Ich weiß nicht, ob jemand Konfetti geworfen hat. Akte der Gewalt habe ich keine gesehen. Auch habe ich nicht gesehen, dass etwas kaputt gegangen sei."

Die übrigen Angeklagten brachten vor Gericht Einkaufs - oder Tanktickets vor, die belegen sollen, dass sie sich zum fraglichen Zeitpunkt woanders befanden. Eine der Beschuldigten, für die die Staatsanwaltschaft vier Jahre Haft fordert, befand sich nach eigenen Angaben zum Tatzeitpunkt im katalanischen Tarragona.

Wache der Guardia Civil keine zwanzig Meter entfernt

Die Verteidigung forderte Freispruch für alle Beteiligten. Angesichts der Beweislage sei es unverständlich, wie es überhaupt zum Prozess kommen konnte, sagte der Anwalt Josep de Luís. Zudem sei unverständlich, dass die Polizei erst zwanzig Tage nach der Aktion mit den Ermittlungen begann. "Die Wache der Guardia Civil ist keine zwanzig Meter vom betroffenen Restaurant entfernt. Warum gab es nicht direkt Verhaftungen, wenn die Aktion in Gewalt ausgeartet sein soll?", frage de Luís.

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Dann sollen die Beamten der Guardia Civil aussagen. Die Staatsanwaltschaft fordert für die Angeklagten insgesamt 29 Jahre Haft. Dass der Prozessbeginn mit dem Cursach-Gerichtsverfahren zusammenfiel, hat bei vielen Beobachtern unweigerlich zu Vergleichen geführt. Der Tenor vieler Kommentare lautete, es sei unverständlich, dass im Fall der Protestaktion viel höhere Strafen gefordert würden als im Korruptionsprozess. /pss