Anfangs hätte ich es nie gedacht. Ich hatte immer ein gutes Gefühl, alles hat wunderbar geklappt. Bis es plötzlich kippte“, sagt Helga Schmidt (Name geändert). Die Berlinerin, die mit ihrem Mann ein Zweithaus nahe Porto Cristo besitzt, hat 4.500 Euro verloren. An ein deutsches Paar, das wohl schon mehrfach Landsleute im Inselosten betrogen hat. Mit der immer gleichen Masche: Vertrauen aufbauen, Mitleid erregen – und dann abtauchen. „Ich will vor ihnen warnen, damit nicht noch mehr Menschen auf sie hereinfallen“, so Schmidt.

Es war im Oktober 2021, als Schmidt im Internet eine Annonce schaltete. Sie suchte jemanden, der ihre kleine private Katzenpflegestation auf dem eigenen Finca-Grundstück sauber hält, sich um die Tiere kümmert und nach dem Rechten sieht, wenn sie selbst in Deutschland weilt. „Meine vorherige Katzen-Sitterin war abgesprungen, es war also dringend.“ Mehrere Menschen meldeten sich, darunter eine gewisse Marion und ihr Lebensgefährte Frank (Namen geändert), ein deutsches Paar mittleren Alters, das seit knapp fünf Jahren auf Mallorca lebte, wie die zwei bei einem ersten persönlichen Treffen mit Schmidt berichteten. „Sie machten einen netten Eindruck, wir verstanden uns gut“, so Helga Schmidt.

Marion und Frank bekamen den Auftrag, und zunächst war Schmidt vollauf zufrieden. „Wir standen in täglichem Austausch, sie machten ihre Arbeit gut.“ Abgerechnet wurde pro Stunde, bezahlt per Überweisung auf das Firmenkonto des Paares, das online mit einem Finca-Service sowie Private Cooking für den gesamten Inselosten wirbt.

Hasstiraden statt Rückzahlung

Im März habe Marion sie dann um Geld gebeten, berichtet Helga Schmidt. „Mittlerweile hatten wir ein Vertrauensverhältnis. Sie sagte, ihr Mietvertrag laufe aus, und ihre Vermieterin habe einen Mietvorschuss gefordert, damit sie weiter in dem Haus in Porto Cristo wohnen bleiben dürfen.“ Schmidt ahnte nichts Böses, überwies Marion 4.500 Euro. „Wir vereinbarten, dass sie mir monatlich 500 Euro zurückzahlen werde.“ Auch im Verwendungszweck gab Schmidt die monatliche Tilgungsrate an.

Der April verstrich ohne eine Rückzahlung, Marion verrichtete aber weiter ihre Arbeit und wurde weiter auf Stundenbasis entlohnt. „Im Mai fragte ich, wo denn nun mein Geld sei“, so Schmidt. Als nur Ausflüchte kamen, wurde Schmidt misstrauisch. „Ich wäre auch mit geringeren Raten zufrieden gewesen, aber sie zeigte keinerlei Anstalten, irgendetwas zurückzuzahlen.“ Schmidts Mann, selbst juristisch bewandert, bestand darauf, einen privaten Darlehensvertrag aufzusetzen. Tatsächlich unterschrieb das Paar. Doch das Verhältnis war getrübt.

Plötzlich den Kontakt abgebrochen

Als Helga Schmidt Ende Mai darauf bestand, die künftigen Arbeitsstunden nicht auszuzahlen, sondern mit den Schulden zu verrechnen, habe Marion den Kontakt abgebrochen. „Am 2.6. teilte sie mir per WhatsApp mit, dass sie ihre Tätigkeit sofort einstelle und blockierte uns auf allen Kanälen.“ Nur auf eine E-Mail habe Schmidt noch einmal eine Antwort erhalten – voll von Hasstiraden und Beschimpfungen.

In ihrer Enttäuschung schilderte Schmidt Mitte Juni ihre Erlebnisse auf Facebook. „Die Reaktionen waren enorm. Innerhalb weniger Stunden kontaktierten mich zahlreiche Menschen, die ebenfalls von dem Paar betrogen oder ausgenutzt worden waren“, so Schmidt. Mithilfe der neuen Kontakte recherchierte sie weiter, fand heraus, dass die angebliche Adresse der mutmaßlichen Betrüger, für die sie – wie im Darlehensvertrag beschrieben – den Mietvorschuss gebraucht hatten, falsch war.

Stattdessen lebe das Paar in einem anderen Mietobjekt in Porto Cristo. „Wir wissen mittlerweile, dass die Vermieter dort nie einen Mietvorschuss gefordert haben“, so Helga Schmidt. Es handele sich also um Betrug und Arglist, der Darlehensvertrag sei aufgrund der Vortäuschung falscher Tatsachen nichtig, bekräftigt ihr Mann. Die Berliner wollen Anzeige erstatten und einen Anwalt zurate ziehen.

Aus Mitleid freiwillig beschenkt

Juristisch dürften die meisten anderen Geschädigten, mit denen die Schmidts in Kontakt sind, nur wenig erreichen, denn kaum jemand hat etwas schriftlich. Da ist eine alleinstehende Deutsche, die zwischen Manacor und Colònia de Sant Pere wohnt, und im November 2021, ebenfalls durch eine Internetannonce, in Kontakt mit Marion und Frank kam. „Sie haben mich nie betrogen oder bestohlen, aber sie haben sich mein Vertrauen erschlichen und es total ausgenutzt“, so die Frau im Gespräch mit der MZ. „Ich habe ihnen aus Mitleid freiwillig Geschenke gemacht, ihnen Weihnachtsgeld gegeben, sie eingeladen.“

Auch hier gab es nach einigen Monaten Streit, alles endete mit wüsten Beschimpfungen. Eine andere Deutsche aus Cala Murada berichtet, dass Marion schon zu Corona-Hochzeiten falsches Spiel gespielt habe, und beispielsweise Spenden für Corona-Krisenopfer unterschlagen habe, nachdem sie zunächst vertrauenswürdig erschien. Andere Quellen bestätigen dies.

Ein deutscher Zweithausbesitzer aus Cala d’Or erzählt der MZ, dass er seit über einem Jahr auf 1.000 Euro warte, die Marion ihm eigentlich innerhalb von vier Wochen habe zurückzahlen wollen. „Es geht weniger ums Geld, es geht ums Prinzip“, sagt er. Mit so etwas dürfe niemand durchkommen. Erst recht nicht immer und immer wieder.