Der nächste große Ballermann-Hit auf Mallorca wird es wohl nicht. Der Parodie-Song "Breit in 100 Sekunden" von Heinz Strunk mag einen eingängigen Refrain haben ("Breit in 100 Sekunden, in alle Löcher lass ich es laufen, dann bleib ich breit für einhundert Stunden, immer nur Saufen Saufen Saufen"), aber die Strophen haben doch vielleicht sehr viel Text, der zwar schön derb, aber bisweilen doch etwas kompliziert ist ("Airbag ist kein Schmusekissen. Das Auge sieht es, doch das Herz muss es glauben").

Der Song, an dem auch ein gewisser Pierre Panade beteiligt war, ist Teil eines Aufrufs des "Zeit-Magazins", das damit auf die von dem umstrittenen Sommerhit "Layla" ausgelöste mediale Ballermann-Welle aufspringt. In dem Song geht es um eine Puffmutter, die "jünger, schöner, geiler" ist. Die Journalisten baten nun verschiedene deutsche Schriftsteller, den nächsten Ballermann-Hit zu dichten.

Die parodistischen Texte, die dabei herauskamen, tragen Titel wie "Gurke, Döner, Doppelreime" von Carla Caspari (bekannt für ihr Buch "Freizeit") oder "Egal wie grell" von Mirna Funk (Autorin von "Winternähe"). "Russendisko"-Autor Wladimir Kaminer schrieb "Toxische Männerwelt" und Jan Weiler, der unter anderem die Bücher "Maria, ihm schmeckt's nicht" und "Das Pubertier" verfasst hat, schickte den "Polizei-Song (Tatüüüütataaaa)" ins Rennen.

Zum Fremdschämen, aber lustig

Heinz Strunk sang seinen Parodie-Song sogar ein, das "Zeit-Magazin" produzierte ein Video mit ihm. Darin ist der 60-jährige Autor von "Fleisch ist mein Gemüse" zu sehen, wie er am Strand zu klassischen Partybeats Unmengen an Bier in sich reinschüttet.

Nicht nur Mallorca-Freunde erkennen dabei direkt, dass nicht die Insel abgebildet ist. Das Video wurde in Hohwacht an der Ostsee gedreht, Strunk sitzt immer wieder in den für die Gegend typischen Strandkörben. Die mit bunten Getränken und witzigen Brillen verkleideten Menschen, die in dem Video immer wieder auftauchen, passen da nur bedingt ins Bild.

Ein wenig zum Fremdschämen ist das Video schon, aber auch lustig. In seinem Text persifliert Strunk vor allem die vielen Ballermann-Songs, die nur zum Trinken animieren. So beginnt die erste Strophe direkt damit: "Liebe ist ein Gefühl, Durst auch. Ich bin schuldig, schuldig weil nüchtern". Später wird der Durst wohl immer größer: "1 Kasten Bier ist 1 Getränk für 2 Personen, wenn einer nicht mittrinkt", heißt es in einer Strophe. "Vorbeugen ist besser als auf die Schuhe zu kotzen". Derber wird es, wenn Strunk singt, "ich glaub ich hau mir gleich mal die Falten aus dem Sack".

Eingriff in das Grundgesetz?

Da sich die Debatte um den Song "Layla", der unter anderem nicht auf dem Würzburger Volksfest gespielt werden durfte, vor allem um den sexistischen Song-Text dreht, behandeln manche der eingereichten Texte auch das Thema Sexismus. So heißt es in Casparis "Gurke, Döner, Doppelreime": "Denn das hier ist einfach Malle. Hier geht's uns um Tourismus. Und nein, hier gibt's keinen Sexismus. Fang bitte nicht mit so was an. Zwei Strophen lang, am Ballermann."

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Robin Schürze und DJ Robin, die den Ballerman-Hit "Layla" zu verantworten haben, freuen sich unterdessen über die viele Aufmerksamkeit und können es kaum fassen, dass ihr Song zum offiziellen Sommerhit 2022 erklärt wurde. DJ Robin sagte dazu der Deutschen Presseagentur: "Dass so viele Ballermann-Songs oben in den Charts sind wie noch nie, zeigt, dass die Leute wieder Lust zu feiern und auf Mallorca-Songs haben. Mallorca ist alles andere als tot."

Produziert wurde "Layla" vom Ballermann-Provokateur Ikke Hüftgold, der in dem Verbot des Liedes direkt Zensur und einen Eingriff auf das Grundgesetz sah. "Eine Diktatur beginnt oft mit Zensur", schrieb er vor zwei Wochen in der "Zeit". Er riet dazu, für die "Freiheit" zu kämpfen und zu "Layla" zu tanzen. Und wem das Stück nicht gefällt, der kann ja zu "Breit in 100 Sekunden" tanzen.