Mallorca Zeitung

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Ein Jahr vor dem Abriss: Niemand will die letzten Bewohner vom Drogendorf Son Banya auf Mallorca aufnehmen

Immobilieneigentümer, Bauträger und Maklerbüros verweigern eine Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung

Son Banya (Archivfoto) DM

Etwas über ein Jahr hat die Stadt Palma de Mallorca noch Zeit: Am 31. Dezember 2023 soll das Drogendorf Son Banya im Osten des Stadtgebiets dem Erdboden gleich gemacht werden. Doch für die Stadtverwaltung fängt die Uhr immer lauter an zu ticken: Denn es ist immer noch nicht klar, was mit den 40 Familien passieren soll, die immer noch in der Barackensiedlung leben.

Und die Perspektiven für eine baldige Lösung der Frage stehen nun noch schlechter: In zahlreichen Sitzungen mit Vertretern von Immobilieneigentümern, Bauträgern und Maklerbüros hat die Stadtverwaltung bislang niemanden überzeugen können, die Familien als Mieter aufzunehmen. Das erklärte der Generaldirektor für soziale Fragen, Joan Antoni Salas.

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Son Banya - ein Streifzug durch Mallorcas Drogendorf

Sorge vor den Problemen

Die Sorge der Eigentümer ist, dass mit den Bewohnern der Siedlung die Probleme in die jeweiligen Häuser kommen. Zudem ist das Vertrauen gering, dass die Familien ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen werden. Selbst die Zusicherung vonseiten des Rathauses, dass man einspringen werde, wenn eine der Familien zahlungsunfähig sei, konnte die Zweifel an einer Zusammenarbeit nicht ausräumen. Auch dass nur Familien für die Teilnahme am Umsiedlungsprogramm infrage kommen, die eine Reihe an Voraussetzungen erfüllen, wurde als Argument nicht akzeptiert.

So müssen die Bewohner von Son Banya unter anderem beweisen, dass ihre Kinder regelmäßig zur Schule gehen und die Eltern das Geld nicht mit Drogenhandel verdienen.

Langsame Mühlen der Justiz

Jetzt hofft die Stadt darauf, dass bei den Verwaltungen für soziales Wohnen genug Immobilien frei werden, um den Bewohnern von Son Banya Angebote machen zu können. Die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt verschärft die Situation drastisch. "Wenn wir nicht zu einer Vereinbarung kommen, wird es unmöglich, Son Banya vor 2024 leerzuräumen", erklärte Salas.

Ein anderes Problem sind die langwierigen Prozesse der Justiz. Denn obwohl der Plan zum Abriss steht, braucht es für jeden Häuserblock eine eigene Genehmigung.

Son Banya besteht seit 53 Jahren. Der vorliegende Abrissplan ist der vierte dieser Art. /pss

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