Die hohen Preise, die in diesem Jahr für Johannisbrot-Schoten gezahlt werden, ziehen immer mehr Kriminelle an. So hat die Guardia Civil auf Mallorca in den vergangenen Tagen fünf Diebe der Früchte festgenommen.

Drei Männer wurden in der Gemeinde Calvià erwischt, als der Eigentümer des Grundstücks diese bemerkte und die Polizei rief. Die Diebe hatten rund 200 Kilo Johannisbrot-Schoten abgeerntet. Das Opfer erklärte, dass er das Auto der Diebe bereits einige Tage zuvor in der Nähe seiner Finca gesehen hätte. Bei der Gelegenheit wurden sogar 800 Kilo entwendet.

Auch in Llucmajor wurden zwei Personen festgenommen. Eine Patrouille der Guardia Civil entdeckte, dass der Metallzaun eines Grundstücks aufgebrochen war. Auf dem Gelände entdeckten die Beamten einen Mann und eine Frau, die gerade dabei waren, die Schoten zu ernten. Der Eigentümer erklärte, dass er die beiden Personen nicht kannte und ihnen auch nicht den Zutritt gestattet hatte.

Diebe gehen immer dreister vor

Derweil machen sich die Landwirte immer mehr Sorgen um die Sicherheit ihrer Grundstücke. Die Einbrüche hätten sich vervielfacht und die Diebe gingen immer dreister vor, erklärte etwa der Landwirt Rafel Vidal gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca". "Kürzlich wurde bei uns ein ganzer Container leergeräumt." Mehrfach habe er Diebe von seinem Grundstück vertreiben müssen, manchmal mit Hilfe der Guardia Civil.

Die Arbeitsweise der Kriminellen habe sich verändert, erklärt Vidal. Früher hätten die Diebe zugeschlagen, wenn sie unbewachte Johannisbrotbäume gefunden hätten. "Jetzt bereiten sie sich vor. Neulich haben wir fünf Männer erwischt, die Schaufeln und Säcke dabei hatten. Auch die Lieferwagen waren für den schnellen Abtransport vorbereitet." Den Landwirten sei klar, dass sie von den Kriminellen beobachtet werden.

Von der Guardia Civil habe man gehört, dass alle Autos, die bei solchen Diebeszügen identifiziert wurden, einer einzigen Familie gehörten. "Das ist alles perfekt organisiert."

Der Markt für gestohlenes Johannisbrot

Diebstähle gebe es schon immer, erklärt Vidal. "Aber dieses Jahr ist es anders. Denn offenbar gibt es einen großen Markt für gestohlene Johannisbrot-Schoten. Auf legale Weise können die nicht verkauft werden, denn jeder Großhändler verlangt einen Nachweis über die Identität des Verkäufers und die tatsächlichen Besitzverhältnisse." Man gehe davon aus, dass die gestohlene Ware von Privatpersonen und Händlern aufgekauft werden, die diese als eigene Ernte weiterverkaufen.

Durch die Professionalisierung der Diebstähle ist auch die Menge der gestohlenen Schoten gestiegen: Der Landwirt Pedro melis aus Son Carrió im Osten der Insel etwa beklagt, dass man ihm drei Tonnen der kostbaren Frucht geklaut hatte. Auf dem Boden waren Spuren, die darauf hindeuteten, dass die Kriminellen mit einem Lastwagen auf die Finca gefahren waren. Melis erstattete Anzeige, die Diebe sind aber immer noch nicht identifiziert.

Darum geht es bei dem Boom

Der Preis für Johannisbrotbaum-Schoten ist in den vergangenen Jahren so stark angestiegen, weil vor allem das Mehl der harten Johannisbrotbaumkerne als Zusatzstoff in der Lebensmittelindustrie beliebt ist. Es wird als Stabilisator, Gelier- und Verdickungsmittel eingesetzt und stellt dabei eine gesunde Alternative zu anderen teils chemisch hergestellten Zusatzstoffen dar.

Das Mehl wird auch gerne für vegane, gluten- und laktosefreie Produkte verwendet. Insgesamt gilt die Schote des Johannisbrotkernbaums inzwischen als Wunderfrucht. Die trockenen, klebrigen, süßlichen und nach reifer Banane riechenden Schoten werden zunehmend erfolgreich vermarktet. Insbesondere Feinkost- und Bioläden verkaufen "Algarrobo"-Produkte als gesunde Alternativen zu Nussnougatcreme, Kaffee, Kakao oder Schokolade.

Dieser Boom kommt für viele überraschend, denn über Jahrzehnte galt die Frucht als wertlos. Auf vielen Fincas vergammelten die Schoten auf dem Boden oder fanden allenfalls als Tierfutter Verwendung. Da bei Hungersnöten während und nach dem Spanischen Bürgerkrieg viele Menschen an der Mittelmeerküste gezwungen waren, mit dem Verzehr von Johannisbrotbaumschoten über die Runden zu kommen, hatten sie lange das Image einer Arme-Leute-Frucht. /mwp/pss