Einige der Partygäste, die in Palmas Nobelviertel Son Vida während der Pandemie im August 2021 an einer illegalen Party teilnahmen, verhielten sich gegenüber den Polizei-Beamten besonders dreist: Als die von den Anwohnern alarmierten Beamten der Ortspolizei gegen 3.30 Uhr zur Villa kamen, verließ der Großteil der Gäste das Anwesen freiwillig. Nicht so eine Gruppe junger Erwachsener, die sich in der Villa verbarrikadierten. Sie weigerten sich nicht nur, die Musik leiser zu stellen, sondern verlangten von den Polizei-Beamten auch, dass sie ihnen Pizzas und Ensaimadas bringen.

Eine andere Gruppe Feiernder verließ das Gelände, als sie die Polizisten bemerkte, rasch über die angrenzenden Nachbargrundstücke. 114 Jugendliche konnten die Beamten in der Partynacht identifizieren. Ihre Daten (Name, Vorname und Ausweisnummer) schickten sie anschließend an das balearische Gesundheitsministerium. Die Verantwortlichen sollen prüfen, ob einer der Partygäste als Covid-positiv gemeldet war oder zuvor engen Kontakt zu einer infizierten Person gehabt hatte.

Fragen bleiben unbeantwortet

Indem sie die identifizierten Partygäste befragten, versuchten die Beamten herauszubekommen, ob die Teilnehmer für die illegale Sause Eintritt gezahlt hatten, und auch, wer der Organisator war. Beide Fragen blieben jedoch beantwortet.

Die Teilnehmerliste enthält bekannte und schillernde Nachnamen aus der Welt der Wirtschaft, des Hotel- und Gaststättengewerbes und der Aristokratie der Insel. Auch mindestens zwei deutsche Frauen und ein Schweizer sollen bei der Party anwesend gewesen sein. Ihnen allen droht eine exemplarische Geldstrafe von jeweils 60.000 Euro wegen eines sehr schweren Verstoßes gegen die damals geltenden Corona-Auflagen. Insgesamt beläuft sich die Summe auf 6,8 Millionen Euro.

Strenge Pandemie-Bestimmungen 

Kurz vor der Party hatte sich die Balearen-Regierung aufgrund der Zunahme von Ansteckungen und Krankenhauseinlieferungen gezwungen gesehen, die Beschränkungen für das Nachtleben und gesellschaftliche Zusammenkünfte zu verschärfen.

Wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" erfuhr, haben einige der Partygäste den Fall in die Hände ihrer Anwälte gelegt, die nun prüfen sollen, ob die verhängte Strafe verhältnismäßig ist. Einige der Sanktionierten stellen auch die Verfassungsmäßigkeit der Geldbuße infrage - sowohl was die Höhe als auch was die Gründe dafür angeht.

Die im Raum stehende Sanktion ist in dem von der Regierung im Juli 2020 verabschiedeten Gesetzesdekret enthalten, das Geldstrafen von bis zu 600.000 Euro für die Nichteinhaltung der Corona-Maßnahmen vorsah. Das Dekret wurde immer wieder an die unterschiedlichen Phasen der Pandemie angepasst und regelte unter anderem die maximale Auslastung von Freizeiteinrichtungen oder eben auch die Höchstzahl an Teilnehmern an privaten Partys.

In dieser Villa stieg im August 2021 die illegale Party. Ramon

Möglichkeit, Einspruch einzulegen

Diese Sanktionen hängen von der Balearen-Regierung ab. Die Sanktionen der Zentralregierung in Madrid während des ersten strengen Lockdowns wurden im Endeffekt alle vom spanischen Verfassungsgericht für ungültig erklärt. Auf den Balearen mussten somit rund 800 dieser Strafen aufgehoben werden, die meisten davon wegen Nichteinhaltung der Ausgangssperren während des Lockdowns.

Die Betroffenen haben nun die Möglichkeit, Einspruch gegen die Sanktionen einzureichen und damit zu versuchen, die Höhe der Strafe zumindest zu verringern. Sie können darüber hinaus eine Verwaltungsklage einreichen - und als letztes Mittel bleibt ihnen ein Gang vor Gericht. /jk /sw