85 Jahre lang haben ihre sterblichen Überreste verscharrt in einem Massengrab auf Mallorca gelegen. Jetzt konnten Experten die Gebeine der bekannten Jung-Kommunistin und Feministin Aurora Picornell identifizieren. Das gab Balearen-Vizepräsident Juan Pedro Yllanes bekannt.

Gemeinsam mit zahlreichen anderen Opfern war der Körper von Picornell im Jahr 1937 von Schergen Francos in einem Massengrab auf Manacors Freidhof Son Coletes beseitigt worden, nachdem die 24-Jährige erschossen worden war. Ihre politische Meinung und ihr Ansehen auf der Insel waren ihr zum Verhängnis geworden: Mitte der 1930er Jahre hatte die Politikerin scharenweise Zuhörer angezogen, wenn sie in den verschiedenen Orten der Insel Reden gegen die Faschisten schwang. Die für ihre ausgefeilte Rhetorik bekannte junge Frau war ein Dorn im Auge der Falangisten.

DNA-Analyse gibt Gewissheit

Dass es sich tatsächlich um Picornells sterbliche Überreste handelt, die im Zuge einer großangelegten Exhumierungs-Aktion der Landesregierung zur Aufarbeitung der spanischen Geschichte im vergangenen November geborgen worden waren, ist laut des Govern nun offiziell durch eine DNA-Analyse bestätigt worden. Neben ihr waren vier weitere junge Kommunistinnen verscharrt, die als "las rojas del Molinar" (die Roten aus Molinar) bekannt waren. Auch Picornells Vater Gabriel war Opfer der Franco-Anhänger geworden. Seine Gebeine wurden 2021 auf dem Friedhof von Porreres aus einem Massengrab geborgen.

Ministerpräsidentin Francina Armengol erklärte auf Twitter, sie habe Gänsehaut bekommen, als sie von der Identifizierung erfuhr. "Für Momente wie diesen bin ich in die Politik gegangen." Der Bürgermeister von Manacor bezeichnete die Identifizierung als "einen der bewegendsten Momente meiner Amtszeit."

Aurora Picornell war über lange Zeit auf Mallorca in Vergessenheit geraten. Seit einigen Jahren bemühen sich vor allem Anhänger der Linkspartei "Esquerra Unida" darum, dass ihr Wirken nicht in Vergessenheit gerät. Mittlerweile erinnert eine Straße in ihrem Heimatviertel Es Molinar an sie, 2012 gab es anlässlich ihres 100. Geburtstags diverse Veranstaltungen, 2013 erschien ein Buch mit Auszügen ihrer Reden und Artikel („Aurora Picornell, Escrits 1930-1936, Verlag Associació d´Idees).