Der Prozess gegen den Nachtclub-Unternehmer und Megapark-Besitzer Bartolomé Cursach ist um eine einen ereignisreichen Verhandlungstag reicher: Am Mittwoch (2.11.) ist ein Kronzeuge vor Gericht erschienen, der während der Ermittlungsphase gewichtige Anschuldigungen gegen mehrere der angeklagten Ortspolizisten gemacht hatte. Der Mann war sogar ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden.

Doch auf dem Zeugenstand passierte dem Mann ein Phänomen, das bei einigen Zeugen in diesem Prozess aufgetreten ist: Er litt unter plötzlichem Gedächtnisverlust. "Niemals", erklärte er, habe er gesehen, dass die Polizisten Briefe mit Geldscheinen angenommen hätten. In der Ermittlungsphase hatte er noch detailreich erläutert, wie sich die Beamten eine bevorzugte Behandlung von einzelnen Lokalen hatten üppig bezahlen lassen.

Bis zu 1.000 Euro für verschwundene Bußgeldbescheide

Zudem widersprach der Zeuge auch den eigenen Aussagen: 200 bis 1.000 Euro hätten die Polizisten entgegengenommen, um Bußgeldbescheide verschwinden zu lassen und Verstöße gegen das Gaststättengesetz zu übersehen, hieß es noch während der Ermittlungen. Jetzt sagte er: "In den Umschlägen war kein Geld drin, sondern nur Papiere."

Die Erinnerungslücken und Widersprüche waren so gewaltig, dass der Vorwurf der Bestechung, der über einigen der Polizisten hängt, nun kaum noch zu halten sein wird. Als Begründung dafür, dass er kaum eine Aussage aus der Ermittlungsphase bestätigen mochte, gab der Mann an, dass eine medizinische Behandlung zum Verlust des Erinnerungsvermögens geführt habe. Der Mann legte auf Antrag des Staatsanwalts ein ärztliches Attest dafür vor.

Richterin: "Nicht hier, um für dumm verkauft zu werden"

Die Richter ermahnten den Zeugen mehrfach wegen seiner inhaltslosen Aussage: "Wir sind hier weder zusammengekommen, um für dumm verkauft zu werden, noch um die Zeit zu verlieren", sagte die vorsitzende Richterin Samantha Romero. Das Gericht prüft nun, ihn wegen Falschaussage anzuklagen.