Mallorca Zeitung

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Miquel Perelló Höhlentaucher

Jetzt spricht der gerettete Höhlentaucher auf Mallorca: "Ich wusste, dass ich rauskomme"

Miquel Perelló erzählte gegenüber dem "Diario de Mallorca" von den siebeneinhalb Stunden in der Unterwasserhöhle

War in der Dunkelheit die ganze Zeit ruhig: Höhlentaucher Miquel Perelló. Bernardo Arzayus

Ein paar Tage hat es gedauert, bis Miquel Perelló bereit war, über diese siebeneinhalb Stunden zu sprechen, die er am Sonntagnachmittag und -abend (30.10.) in der Höhle Cova de sa Gleda an der Ostküste von Mallorca in einer Luftkammer verbracht hat. Der 57-Jährige ist seit über zwanzig Jahren Höhlentaucher.

Siebeneinhalb Stunden waren Sie allein in einer Höhle, komplett von Wasser umgeben. Hatten Sie das Gefühl, dass Sie da nicht rauskommen?

Nein. Ich hatte genug Luft, um eigenständig auf dem Weg herauszukommen, über den ich hereingekommen war. Ich war zwar noch nie in diesen Bereich der Höhle getaucht, hatte aber eine Karte dabei, auf der alle Gänge eingezeichnet sind. Mir war klar, wo ich mich befand. Auch wusste ich, dass zwei weitere Luftkammern in der Nähe waren.

Was haben Sie in diesen Stunden gemacht?

Ich habe mich in der Umgebung umgesehen. Es ist ein großer Bereich der Höhle. Mir war weder schwindelig noch war ich müde, was Anzeichen für Sauerstoffmangel sein können. Aber es ist ein unwirtlicher Ort. Felsen könnten jeden Moment herunterkrachen. Ich habe meine Ausrüstung geprüft. Die Sauerstoffflasche war zu mehr als der Hälfte gefüllt, genug um zurückzukommen. Ich hatte Licht und eine Uhr. Es ging mir gut.

Und was war Ihr Plan?

Ich überlegte, zurückzutauchen. Aber das Orientierungsseil war aus der Verankerung gerissen und lag auf dem Grund. Zudem war Schlamm aufgewühlt worden. Deshalb habe ich gewartet. Mir war klar, dass meine Kollegen wussten, wo ich war. Ich hatte genug Luft, um ohne Umwege zurückzugehen. Aber es war nicht möglich, das sofort zu machen. Ich hatte nicht genug Antrieb und war besorgt um meine Begleiter. Ein weitere Problem: Hätten wir uns an einer engen Stelle getroffen, während sie mich suchten, hätten wir leicht ein Problem gehabt.

Was wollten Sie also machen?

Ich wollte mindestens zwölf Stunden warten, vielleicht sogar einen Tag, bis sich der Schlamm wieder gelegte hatte. Das Wasser bewegt sich dort kaum, deshalb dauert das sehr lange. Wenn ich wieder mindestens einen halben Meter Sicht gehabt hätte, so dass ich das Orientierungsseil wieder hätte sehen können, hätte ich versucht, rauszukommen. Der Bereich der Höhle ist zu den Seiten hin breit, nach oben aber eng. Da kann man sich schnell verirren, wenn man falsch abbiegt.

Sie hätten es also auf eigene Faust schaffen können?

Ja, aber ich wusste, dass meine Kollegen sehr stur sind und dass es Taucher gibt, die die Höhle gut kennen. Ich wusste, dass ich rauskommen würde. Entweder sie holen mich, oder ich gehe alleine raus. Aber es bedarf eben Geduld. Siebeneinhalb Stunden vergehen dort sehr langsam, aber ich hätte die doppelte Zeit gewartet. Es war eine Sache der Vernunft. Ohne ausreichende Sicht eine Rückkehr zu versuchen, wäre eine Kamikazeaktion gewesen. Ein Wahnsinn.

Zurück zum Anfang. Was haben Sie eigentlich am Sonntag in der Höhle gesucht?

Wir wollten Karten erstellen und Proben für wissenschaftliche Analysen entnehmen. Es war ein Routineeinsatz.

Sie waren also nicht zum ersten Mal in der Höhle?

Nein, ich betreibe das Höhlentauchen seit vielen Jahren und war schon häufig in sa Gleda. Aber häufig war ich als Kameramann tätig und da merkt man sich die Wege nicht so gut.

Miquel Perelló (r.) und sein Kollege Freddy Fernández beim Einstieg in die Höhle. Privat

Aber in diesem Teil der Höhle waren Sie noch nie.

Nein, dort nicht. Es ist eine große Höhle. In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl der Karten quasi verdoppelt. Die noch unentdeckten Bereiche liegen hinter Stellen, die nur schwer zu passieren sind.

Wie kam es dazu, dass Sie sich von Ihren Kollegen trennten?

Ich war als Zweiter von uns Dreien unterwegs. Wir hatten rund 1,4 Kilometer hinter uns gebracht und einen der Hauptgänge verlassen. Mein Kollege Xisco, der vor mir war, deutete mir an, eine Stelle als erster zu passieren. Das Orientierungsseil war da in ziemlich schlechtem Zustand. Ich musste es erstmal reparieren.

Wann haben Sie gemerkt, dass Sie alleine waren?

Als ich aus dem Schlamm herauskam und mich umdrehte. Ich sah Xiscos Licht nicht mehr. Da dachte ich schon: Oh je. Ich wartete 20 oder 30 Minuten ab, aber da war alles dunkel. Xisco kennt die Höhle sehr gut und ich dachte, dass er vielleicht eine Lösung hat. Später dachte ich, dass er sich vielleicht verirrt hatte. Ich wusste, dass die Luftkammer in der Nähe war. Also bin ich dem Seil gefolgt, bis ich oben einen Reflex gesehen habe. Ich schwamm also hin und sah, dass die Luft da rein war.

Nach diesem Erlebnis: Würden Sie nochmal in die Höhle rein?

Ja, klar. Das mag schwer zu glauben sein, aber ich war die ganze Zeit ruhig. Ich mache das schon seit über 20 Jahren und hatte oft kritische Momente. Mir ist sowas schon mal passiert.

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