Viele Jahre lang war das Strandlokal "Café del Sol" in Cala Millor eine Institution auf Mallorca. Mit Live-Musik, gutem Essen und Cocktails lockte das Lokal auch im Winter Besucher von der ganzen Insel an. Seit dem Frühjahr steht das Vorzeige-Objekt in Premium-Lage direkt am Strand leer und verfällt. Wie die MZ erfuhr, gibt es jetzt endlich konkrete Pläne, was mit dem Gebäude passieren soll.

"In den vergangenen Monaten gab es tausende Ideen dazu, und noch mehr Gerüchte", so der Tourismus-Dezernent im zuständigen Rathaus von Sant Llorenç, Nicolau Bordal im Interview. Auch die Gemeinde selbst war sich zunächst uneinig, wie weiter verfahren werden sollte. "Eine Überlegung war, die Tourismus-Infostelle in das Lokal zu verlegen. Eine andere, alles abzureißen." Beide Gedanken habe man aber schnell verworfen. "Wenn sich nicht noch einmal alles ändert, wird es weiter ein gastronomisches Lokal bleiben, denn in dieser Funktion ist es emblematisch für Cala Millor."

Hip und gediegen

Ein entsprechendes Projekt dafür hat das Rathaus jetzt fertig ausgearbeitet - und dieses ist erstaunlich konkret, wie Bordal der MZ-Redakteurin auf Computergrafiken zeigt. Auf diesen ist das Innere in dezenten Naturtönen - viel Beige und Sandfarben, dazu Grünpflanzen - zu sehen. Gediegener, hipper Beach-Style, der zum Verweilen einlädt. Auch von Außen wirkt die neue Fassade auf den digitalen Plänen hell und einladend, Sonnensegel inklusive. Veröffentlichen dürfe man diese Grafiken jedoch noch nicht, so Bordal. "Dieses Projekt wollen wir nun zur öffentlichen Ausschreibung freigeben, und zwar extra mit so konkreten Vorgaben vorgegeben, damit nicht wieder zig verschiedene Vorschläge aufeinander prallen."

Zur Erklärung: Das Gelände, auf dem sich das weitflächige, runde Lokal mit der riesigen Glasfront erstreckt, gehört zum Teil der Gemeinde, zum Teil dem Inselrat und zum Teil der zentralspanischen Küstenbehörde. Wegen des Kompetenzgerangels sei die Räumung durch den alten Betreieber Ende Mai 2022 erzwungen worden - kein idealer Zeitpunkt, mitten zum Start der Hochsaison, gibt auch Nicolau Bordal zu. Er könne verstehen, dass viele Anwohner und Hoteliers in der Gegend sich darüber ärgerten, dass das emblematische, aber brachliegende Café nun den ganzen Sommer über so ein jämmerliches Bild abgegeben habe.

Dass überhaupt geschlossen werden musste, lag an einem 15 Jahre alten Pachtvertrag, der im Februar 2022 ausgelaufen war. Viele Leute kritisierten im Frühjahr, dass die öffentlichen Institutionen sich mehr ins Zeug hätten legen müssen, um einen nahtlosen Übergang zum weiteren Betrieb zu garantieren. Grund dafür, dass dies nicht möglich war, war allerdings auch ein Rechtsstreit mit dem vorherigen Betreiber, der zunächst ausgefochten werden musste.

Wann wird eröffnet?

Können die Türen der Vorzeige-Location denn wenigstens zur kommenden Urlaubersaison geöffnet werden? "Die bürokratischen Mühlen mahlen langsam, aber mit etwas Glück kann das Projekt bald öffentlich ausgeschrieben werden und die Umbauarbeiten können Anfang nächsten Jahres beginnen", so Bordal. Bis zum Saisonbeginn fertigzuwerden, sei dann wohl wieder "etwas knapp", vielleicht könne es aber im Frühsommer so weit sein. Dann aber bestimmt unter anderem Namen. "Den Namen 'Café del Sol' hatte der ehemalige Betreiber registriert."

Gerüchte aus den sozialen Netzwerken, dass eine Hotelkette sich bereits den neuen Pachtvertrag gesichert habe, dementiert der Tourismus-Dezernent. "Es ist noch vollkommen offen, wer es dann pachten wird. Die Konzession wird öffentlich ausgeschrieben, so wie es in Spanien üblich ist."

Kulinarisch noch alles offen

So restriktiv das Rathaus bei der optischen Gestaltung des Lokals vorgehen will, so offen sei die kulinarische Ausrichtung. "Das ist dann Sache des neuen Betreibers, ebenso, ob und wie oft er Live-Musik anbieten möchte." Ein wenig schicker dürfte es durch das neue Design allemal werden. "Mit Badeanzug darf man dann dort wohl nicht hineingehen, aber dafür gibt es ja auch noch die große Terrasse, auf der es legerer zugehen kann", so Bordal.

Ursprünglich hatten sich viele potenzielle Betreiber schon im Frühjahr 2022 erhofft, die heißbegehrte Betreiberlizenz überschrieben zu bekommen. Unter anderem hatte auch der aus dem deutschen Auswanderer-Format "Goodbye Deutschland" bekannte Wirt Steff Jerkel im April Interesse an der Übernahme der Location angekündigt. "Es ist für mich das schönste Lokal auf Mallorca", so der Betreiber der Bar "Martiki" in Cala Ratjada.