Mallorca Zeitung

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Mindestens 50 Migranten bei Überfahrt auf die Balearen verschollen

Zwei Boote, die am 8. November in Algerien in See stachen, haben die Inseln nie erreicht

Ankunft von Migranten auf Formentera. Carmelo Convalia

Mögliches Migrantendrama im Mittelmeer: Vor etwa zehn Tagen haben sich drei kleine Boote aus der Region Boumerdés im Norden Algeriens auf den Weg zu den rund 160 Kilometer entfernten Pityusen-Inseln Formentera und Ibiza gemacht. Ein Boot erreichte am 9. November mit elf Migranten an Bord wohlbehalten Ibiza.

Mindestens 50 Menschen blieben allerdings unterwegs verschollen. Sie waren in insgesamt zwei Booten unterwegs, die nie ankamen. Das Meer südlich der Balearen war zum Zeitpunkt der Überfahrt bewegt und nicht geeignet für Fahrten in kleinen Booten mit schwacher Motorleistung.

Boote mit 50 und 60 PS

Wie die Tageszeitung "Diario de Ibiza" schreibt, waren die verschollenen Migranten auf zwei Schlauchboote mit 50- und 60-PS-Motoren verteilt. In einem der Boote befanden sich 23 Menschen, von denen zehn aus Ländern südlich der Sahara und die übrigen aus Algerien stammten. Die 27 Menschen an Bord des zweiten Bootes sind allesamt Algerier. Das bestätigte ein Sprecher der NGO "Heroes del Mar". Eine Sozialarbeiterin, die sich für das Aufspüren und die Identifizierung von Einwanderern, die von Algerien aus in See gestochen sind, einsetzt, bestätigte das Verschwinden von drei Personen aus ihrem Heimatdorf auf dem Schiff: "Sie sind vergangenen Dienstag (8. November) abgereist", sagte sie.

Die irregulären Überfahrten von Migranten aus Afrika auf die Balearen haben seit dem Jahr 2017 deutlich zugenommen. Mit Stand 9. November waren auf den Inseln nach offiziellen Zählungen im Jahresverlauf 147 Boote mit 2.129 Migranten an Bord angekommen. 2021 waren die Zahlen ähnlich: Damals kamen im gesamten Jahr 164 Boote mit 2.402 Personen an Bord an.

Überwachungssystem schlägt Alarm

Wenn die Migranten in die spanischen Hoheitsgewässer einfahren, wird der Alarm des Integrierten Außenüberwachungssystems (SIVE) der Guardia Civil in Palma ausgelöst. Üblicherweise rückt dann die Seenotrettung Salvamento Marítimo aus und nimmt die Menschen an Bord. Die Migranten, die das Land erreichen, warten in der Regel auf die Ankunft der staatlichen Sicherheitskräfte. Sie werden von den Gesundheitsdiensten oder dem Roten Kreuz versorgt, wenn sie verletzt sind, und erhalten Nahrung, Kleidung und Schuhe.

Schließlich werden sie der Einwanderungsabteilung der Nationalpolizei überstellt, bevor ein vorläufiger Aufenthaltstitel oder ein Abschiebebescheid ausgestellt wird. Die Bearbeitung der Fälle darf maximal 72 Stunden dauern, dann kommen die Menschen aufs Festland, wo sie von Nichtregierungsorganisationen humanitär versorgt werden. /jk

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