Paukenschlag im Cursach-Prozess: Die Staatsanwaltschaft hat am Ende der Sitzung am Freitag (18.11.) verkündet, dass sie alle Anklagepunkte gegen die 16 Angeklagten zurückzieht. Staatsanwalt Tomás Herranz erklärte, dass nachdem alle Zeugen für die Anklage ausgesagt hatten, keine ausreichenden Beweise gegen die Beschuldigten vorlägen.

Ab Montag sollten die Zeugen der Verteidigung aussagen. Mehrere Anwälte kündigten am Freitag aber schon an, dass sie diese Aussagen im Vorfeld zurückziehen würden. In den kommenden Tagen könnten weitere Verzichte folgen. Der Kalender für die kommenden Wochen muss nun komplett überarbeitet werden. Abzuwarten ist zudem, inwieweit die Nebenklage dem Vorstoß der Staatsanwaltschaft folgen wird.

Ein Prozess mit vielen Wendungen

Der Prozess gegen den Nachtclub-Unternehmer und Megapark-Besitzer Bartolomé Cursach hatte im Juni begonnen. Wenige Tage vor Prozessbeginn senkte die Staatsanwaltschaft die geforderten Strafen drastisch. So wurden gleich zum Prozessauftakt sieben der Angeklagten freigesprochen. Die geforderte Gefängnisstrafe für Cursach selbst wurde von achteinhalb Jahren auf anderthalb Jahre gesenkt. Da der Tycoon schon zwischen Februar 2017 und April 2018 in Untersuchungshaft saß, galt es als ausgemacht, dass er nicht erneut ins Gefängnis gehen müsste.

Die Zeugenaussagen hatten im Oktober begonnen. Viele Personen, die vor der Zeugenstand traten, erklärten, sie seien während der Ermittlungsphase vom ehemaligen Richter Manuel Penalva und dem ehemaligen Staatsanwalt Miguel Ángel Subirán unter Druck gesetzt worden. Ihre Aussagen seien verfälscht worden. Andere Zeugen wiesen größere Erinnerungslücken auf. Immer wieder gab es aber auch Zeugen, die schwere Vorwürfe erhoben. Diese richteten sich nicht so sehr gegen Cursach, wohl aber gegen seine rechte Hand, Tolo Sbert, und vor allem gegen die beschuldigten Ortspolizisten. Insofern ist die Ansage des Staatsanwalts, man könne die Vorwürfe gegen keinen der Angeklagten aufrechterhalten, durchaus überraschend.

Das könnte Sie interessieren:

Das Prozessende war eigentlich für April 2023 vorgesehen.