Crisis de vocación, drei Worte, die das Leid der modernen Kirche symbolisieren. Im Deutschen ist es sogar nur eines: Berufungskrise. Damit kämpft die katholische Kirche der gesamten westlichen Welt, so auch auf Mallorca. Immer weniger junge Menschen entscheiden sich dafür, ihr Leben dem Glauben zu widmen. Das Ergebnis sind immer weniger Pfarrer. Und noch viel weniger Nonnen.

Ein womöglich in Abgeschiedenheit geführtes und dem Gebet gewidmetes Leben passt zumeist nicht in die Weltsicht moderner Frauen auf der Insel. Klöster, in denen Nonnen in Klausur leben, gibt es auf der Insel nur noch sechs. Auch sonst sind es immer weniger Nonnen: Insgesamt zählte das Bistum von Mallorca für das Jahr 2021 nur noch 457 Ordensschwestern. 2014 waren es noch 636.

Die in den Klöstern verbleibenden Schwestern werden immer älter. Spätestens wenn die Pflegebedürftigkeit droht, legen ihre Orden sie dann in anderen Häusern, zumeist auf dem Festland, zusammen. Jüngere Nonnen, die sich in ihren angestammten Klöstern um sie kümmern könnten, gibt es keine oder zu wenige. Und so leeren sich die Klöster nach und nach. Bis sie am Ende aufgegeben werden.

Nonnen aus Kolumbien

Jüngstes Beispiel: Anfang November verkündete die Kongregation Hermanitas de los Pobres (Kleine Schwestern der Armen, ein 1839 in Frankreich gegründeter Orden), dass sie nach 82 Jahren ihr Kloster am Carrer General Riera in Palma räumt. Die zuletzt zwölf Schwestern nahmen dort gemeinsam mit Mitarbeitern und Freiwilligen bedürftige Menschen ab 65 Jahren auf. Die Balearen-Regierung will versuchen, das Seniorenheim, in dem noch 76 Menschen leben, in öffentlicher Trägerschaft weiterzuführen.

Andere Klöster sollen, wenn es nach dem Bistum Mallorca geht, weiter Geistliche beherbergen. Für den Palau dels Reis in Sineu etwa hat Bischof Sebastià Taltavull laut einer Ankündigung von Mitte 2021 kolumbianische Klausur-Nonnen gewinnen können. Dort lebten bis zum Jahr 2016 Konzeptionistinnen.