Mal fröhlich, mal getragen: So sind die Weihnachtslieder auf Mallorca

Die sogenannten nadales, die man auf der Insel zu hören bekommt, stammen zum Großteil aus Katalonien. immer wieder geht es darin um Gaben für das Jesuskind

Begoña de la Iglesia (vorne Mitte) gehört schon seit 1994 zum Ensemble Cap Pela, das sowohl mallorquinische als auch spanische und internationale Weihnachtslieder in der A-cappella-Version präsentiert.

Begoña de la Iglesia (vorne Mitte) gehört schon seit 1994 zum Ensemble Cap Pela, das sowohl mallorquinische als auch spanische und internationale Weihnachtslieder in der A-cappella-Version präsentiert. / CAP PELA

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Deutsche Weihnachtslieder kommen häufig sehr feierlich und getragen, dadurch aber auch etwas schwerfällig daher. Ganz anders ist das in Andalusien, wo der Flamenco-Einfluss für sehr schwungvolle und schnelle Lieder sorgt. Mallorca befindet sich sowohl geografisch als auch musikalisch mehr oder weniger in der Mitte, findet Begoña de la Iglesia gegenüber der MZ. Die Professorin für Erziehungswissenschaften an der Balearen-Universität ist eine von sieben Mitgliedern der semiprofessionellen A-cappella-Gruppe Cap Pela, die unter anderem für ihre Interpretationen von Weihnachtsliedern bekannt ist. Die mallorquinischen nadales, so werden die Weihnachtslieder hier genannt (im Spanischen sagt man villancicos), seien durch eine große Vielfalt geprägt, der katalanische Einfluss dabei deutlich zu spüren. „Bei den meisten Liedern kann ich gar nicht genau sagen, ob sie von der Insel kommen oder aus Katalonien, die Kulturkreise sind stark miteinander verwoben“, sagt sie.

In vielen Familien würden die Weihnachtslieder gesungen oder gehört, wenn sie etwa den Baum aufstellen und schmücken und dann an Heiligabend die (inzwischen zumeist elektrischen) Kerzen entzünden. Immer mit dabei das wohl bekannteste katalanischsprachige Weihnachtslied: „Fum, fum, fum“. Dieses sehr eingängige und schnelle Lied stammt wohl aus dem 16. oder 17. Jahrhundert und wurde wahrscheinlich zuerst in Katalonien gesungen. Der beschwingte Rhythmus passt nach dem Geschmack von Begoña de la Iglesia bestens zum Anlass: „Immerhin geht es in dem Lied darum, dass das Jesuskind geboren ist. Das muss man doch feiern, und da muss auch die Melodie dementsprechend fröhlich sein.“

Welche Geschenke sollen man dem Neugeborenen bringen?

Die mallorquinischen respektive katalanischen nadales zeichnen sich laut Begoña de la Iglesia dadurch aus, dass sie sehr leicht zu merkende Melodien und Texte haben. Viele von ihnen handeln davon, welche Geschenke man dem Neugeborenen in der Krippe machen könnte.

Und hier kommen die mallorquinischen Köstlichkeiten ins Spiel. „Viele Lieder haben gastronomische Bezüge“, erklärt Begoña de la Iglesia. So geht es etwa in „Fum, fum, fum“ um die Schäfer, die Eier und botifarra essen, die pikante Wurst, die auf Mallorca sehr beliebt ist. Oder in einem anderen Klassiker, „El noi de la mare“, werden dem Kinde in der Krippe Rosinen, Feigen, Nüsse, Oliven oder Honig dargereicht.

Ein weiteres immer wiederkehrendes Element sind Instrumente – und dementsprechend werden die Lieder auch mit diesen Instrumenten vertont, so wie etwa der dudelsackähnlichen xeremia oder der Trommel tamborino. Es geht aber durchaus auch etwas weniger feierlich: So im archaisch anmutenden Lied „El dimoni escuat“ (Der schwanzlose Teufel). Mit einer fröhlichen Melodie wird da von einem Teufel ohne Schweif erzählt, der von den Schäfern beinahe zu Tode geschlagen wird, nachdem er am Stall mit dem Jesuskind vorbeigekommen war und lediglich neugierig hineingeschaut hatte.