Im Meer vor Porto Cristo auf Mallorca entsteht ein Unterwassermuseum mit versenkten Schiffen

Aus dem EU-Fonds Next Generation sollen 2 Millionen Euro fließen, um das außergewöhnliche Unternehmen auf Mallorca zu finanzieren

Macht noch nicht so viel her und ist außerdem schützenswert: ein Originalwrack vor Porto Cristo.

Macht noch nicht so viel her und ist außerdem schützenswert: ein Originalwrack vor Porto Cristo. / Pedro Riera

Sebastià Sansó

Lange Zeit waren es eher Legenden. Von gesunkenen römischen Handelsschiffen und alten Schätzen, die seit vielen Hundert Jahren am Meeresboden vor der Küste von Porto Cristo im Osten von Mallorca ruhen. Doch seit 2015 herrscht Klarheit darüber, dass tatsächlich noch immer Überreste von mindestens vier antiken Schiffen nahe des Stadtstrands zu finden sind.

Zwei Millionen Euro von der EU

Statt diese zu bergen, hat das zuständige Rathaus von Manacor jetzt eine ganz andere Idee ausgeheckt: Die alten Wracks sollen nachgebaut werden – um sie dann umgehend wieder auf dem Meeresboden zu versenken. Entstehen soll so ein Unterwassermuseum für Freizeittaucher. Eine ungewöhnliche Idee, die in Brüssel Anklang fand: Zwei Millionen Euro sollen aus dem EU-Aufbaufonds Next Generation fließen, um das Projekt in die Tat umzusetzen.

Mit dem Gedanken, dass auch die originalgetreuen Nachbauten auf den Meeresboden sinken sollen, wenige Hundert Meter von Porto Cristo entfernt, muss man sich erst einmal anfreunden. Ist das möglich – und vor allem: erstrebenswert – in Zeiten, in denen Umwelt- und Meeresschutz doch ansonsten ganz oben auf der politischen Agenda steht? Der Reaktion der Geldgeber in Brüssel nach zu urteilen ja.

Neues Zuhause für Fische und Pflanzen

Und bei genauerer Betrachtung klingt die Erklärung des Projekts seitens des Rathauses von Manacor tatsächlich zeitgemäß. Man wolle nicht nur einen archäologisch, wissenschaftlich und touristisch interessanten Unterwasser-Schauplatz schaffen, sondern gleichzeitig auch die Flora und Fauna im Hafengebiet fördern, heißt es dort.

Denn zwischen den neuen alten Wracks könnten sich die durch Schleppnetzfischerei in Mitleidenschaft gezogenen Fisch- und Pflanzenpopulationen ansiedeln wie in einem Riff. Auch das Meeresforschungsinstitut IMEDEA stimmt zu, dass dem Ökosystem damit gedient sei, wenn mit öffentlichen Geldern Schiffe versenken gespielt wird.

Vier Kopien historischer Schiffe

Drei Jahre sind dafür veranschlagt, insgesamt vier Kopien historischer Schiffe anzufertigen, die tatsächlich einst in Porto Cristo verunglückten. Allen voran ein 20 Meter langes römisches Schiff, das im 1. Jahrhundert nach Christus vor allem die typische Fischsauce Garum zwischen dem spanischen Festland und Rom transportiert haben soll.

Neben einem weiteren römischen Schiff ist auch der Nachbau und die Versenkung eines byzantinischen Gefährts aus dem 4. oder 5. Jahrhundert und eine Kopie eines Dampfschiff-Wracks aus dem 20. Jahrhundert geplant. Sowohl Wissenschaftler als auch Freizeittaucher sollen von dem Unterwassermuseum profitieren. Eine ungewöhnliche Idee, aber vielleicht doch nicht so bodenlos.

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