Freispruch oder langjährige Haft? Der Prozess gegen Frank Hanebuth und die Hells Angels geht weiter

Am Montag (6.2.) startet die Verhandlung vor dem Nationalen Gerichtshof nahe Madrid in ihre zweite und voraussichtlich letzte Woche

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Nach einer Woche Pause wird am Montag (6.2.) der Prozess gegen Frank Hanebuth und mehrere weitere mutmaßliche Mitglieder der Rockerbande Hells Angels auf Mallorca wieder aufgenommen. Um 10 Uhr treffen sich die noch übrigen Angeklagten, darunter Hanebuth und seine mutmaßliche rechte Hand auf Mallorca, A. Y., wieder mit ihren Anwälten, dem Staatsanwalt und den Richterinnen und Richtern im Saal 2 des Nationalen Gerichtshofs in San Fernando de Henares vor den Toren von Madrid.

Angesetzt sind für diese Woche fünf Verhandlungstage. Dann sollen die Urteile gesprochen werden. Die MZ ist auch bei der zweiten Verhandlungswoche wieder mit dem Live-Ticker dabei.

Ein Großteil der Angeklagten ist nicht mehr dabei

Von den zu Beginn 49 Angeklagten sind inzwischen nur noch 15 übrig, nachdem die restlichen 34 am ersten Verhandlungstag noch vor Prozessbeginn Deals mit der Staatsanwaltschaft geschlossen hatten und so ihre teils langjährigen Haftforderungen samt und sonders in Geldstrafen umwandeln konnten. Vorgeworfen wird den Angeklagten eine ganze Reihe von Straftaten, darunter Geldwäsche, Bildung einer kriminellen Vereinigung, Bedrohung, Freiheitsberaubung, illegaler Waffenbesitz oder Nötigung.

Vor allem für den Hauptangeklagten K. Y., für den mehr als 38 Jahre Haft gefordert wurden, lohnte sich die Einigung mit dem Staatsanwalt. Für ihn blieben noch etwas mehr als zwölf Jahre Haft übrig, die er allerdings mit einer mittleren fünfstelligen Geldstrafe umgehen kann. Andere, wie etwa Frank Hanebuth, setzen alles auf eine Karte und sind sich sicher, dass sie einen Freispruch erwirken können.

Viele derjenigen, die zum Prozessauftakt auf der Anklagebank Platz nehmen mussten, waren im Zuge einer Razzia auf Mallorca im Juli 2013 festgenommen worden. Darunter auch der ehemalige Präsident des sogenannten Hannover-Charters der Hells Angels, Frank Hanebuth. Er wurde auf einer luxuriösen Finca in Lloret de Vistalegre angetroffen, wo er angeblich im Urlaub bei einem Freund, dem ebenfalls angeklagten P. E., gewesen sein will.

Knackpunkt abgehörte Telefonate

Die Anwälte werfen der Staatsanwaltschaft vor, so gut wie keine Beweise gegen die Angeklagten in der Hand zu haben. Man stütze sich auf Mutmaßungen und willkürliche Interpretationen der vielen abgehörten Telefonate zwischen den Beteiligten.

Ob diese Abhöraktion überhaupt zulässig war, darum ging es an den ersten Prozesstagen häufiger. Die Staatsanwaltschaft begründete sie damit, dass die Hells Angels auf Mallorca eine kriminelle Vereinigung darstellten. Das wiederum bestreiten die Anwälte und die Angeklagten.

Jetzt sind die Zeugen dran

Frank Hanebuth hat sich bislang darauf beschränkt, auf Fragen seiner Anwältin zu antworten. Als erster Zeuge war am letzten Verhandlungstag der ersten Woche ein leitender Guardia Civil-Beamter geladen, der die Ermittlungen gegen die Hells Angels auf Mallorca zu verantworten hatte. Er wurde von den Staatsanwälten und Verteidigern sieben Stunde lang befragt.

Auch am Montag war er zunächst noch einmal an der Reihe. Weitere Zeugenaussagen sollen noch folgen.