Tag 5 im Prozess gegen Frank Hanebuth und die Hells Angels: Zeugin widerspricht der Staatsanwaltschaft

Zum Auftakt der zweiten Prozesswoche wurden mehrere Zeugen angehört. Aus Sicht der Ankläger waren die Befragungen eher ernüchternd

Der Anführer einer Hells Angels-Gang, der deutsche Staatsbürger Frank Hanebuth, kommt zum Nationalen Gericht in San Fernando de Henares, in der Nähe von Madrid, Spanien. Ein europäischer Anführer der Hells Angels steht in Madrid vor Gericht, weil er ein Chapter der kriminellen Biker-Gang auf der spanischen Ferieninsel Mallorca geleitet hat. Die Staatsanwaltschaft fordert eine 13-jährige Haftstrafe für den deutschen Staatsangehörigen Frank Hanebuth, dem u. a. die Leitung einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und illegaler Waffenbesitz vorgeworfen werden. Er steht zusammen mit 46 Mittätern aus Luxemburg, der Türkei und dem Vereinigten Königreich vor Gericht, von denen die ranghöchsten mit bis zu 24 Jahren Haft rechnen müssen.

Der Anführer einer Hells Angels-Gang, der deutsche Staatsbürger Frank Hanebuth, kommt zum Nationalen Gericht in San Fernando de Henares, in der Nähe von Madrid, Spanien. Ein europäischer Anführer der Hells Angels steht in Madrid vor Gericht, weil er ein Chapter der kriminellen Biker-Gang auf der spanischen Ferieninsel Mallorca geleitet hat. Die Staatsanwaltschaft fordert eine 13-jährige Haftstrafe für den deutschen Staatsangehörigen Frank Hanebuth, dem u. a. die Leitung einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und illegaler Waffenbesitz vorgeworfen werden. Er steht zusammen mit 46 Mittätern aus Luxemburg, der Türkei und dem Vereinigten Königreich vor Gericht, von denen die ranghöchsten mit bis zu 24 Jahren Haft rechnen müssen. / Foto: Paul White/AP/dpa

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Nach einer Woche Pause ist am Montag (6.2.) der Prozess gegen mehrere mutmaßliche Mitglieder der Rockerbande Hells Angels auf Mallorca sowie Frank Hanebuth, einen der einflussreichsten Hells Angels in Europa, wieder aufgenommen worden. Um 10 Uhr trafen sich die noch übrigen Angeklagten, darunter Hanebuth und seine mutmaßliche rechte Hand auf Mallorca, A. Y. wieder mit ihren Anwälten, dem Staatsanwalt und den Richterinnen und Richtern in Saal 2 des Nationalen Gerichtshofs in San Fernando de Henares vor den Toren von Madrid. Zu Wort kamen die Angeklagten am fünften Verhandlungstag allerdings nicht. Alles stand im Zeichen weiterer Zeugenaussagen.

Zunächst war noch einmal der leitende Beamte der Guardia Civil vorgeladen, der für die Ermittlungen gegen die Hells Angels auf Mallorca verantwortlich war. Nachdem er am vergangenen Verhandlungstag am 26. Januar bereits sieben Stunden lang Rede und Antwort stehen musste, befragten zwei der Anwälte den Ermittler noch einmal fast zwei Stunden lang. Dieser konnte sich, wie schon bei der ersten Befragung, an viele Details nicht mehr erinnern. Schließlich liegt der Beginn der Ermittlungen gegen die Rockerbande auf der Insel über zehn Jahre zurück.

300 Millionen Euro, die nie existierten

Insgesamt trug die außerordentlich gründliche und detailreiche Befragung von Anwalt Juan Gonzalo Ospina, der den angeklagten Guardia Civil-Beamten J.F.V. vertritt, wenig zur Aufklärung der Geschehnisse bei. Es ging vor allem um ein Treffen, bei dem J.F.V. gemeinsam mit zwei Kollegen einen privaten Auftrag der Personensicherung für einen Freund durchgeführt haben soll. Dieser Nebenschauplatz hat wenig mit dem Treiben der Hells Angels auf Mallorca zu tun.

Daneben wurde aber auch erneut ein vermeintlicher Versuch von Geldwäsche angesprochen. J.F.V. soll versucht haben mitzuhelfen, für die Hells Angels auf Mallorca die illegale Herkunft von 300 Millionen Euro zu verschleiern. Dieses Geld hat allerdings - so viel weiß man inzwischen - nie existiert.

Einen Vorbericht auf die neue Verhandlungswoche finden Sie hier.

Was am bis dato letzten Verhandlungstag passiert ist, lesen Sie hier.

Eine Zusammenfassung der übrigen drei Verhandlungstage finden Sie hier.

Zeugin sagt aus, sie habe A.Y. nur flüchtig gekannt

Auch eine weitere Zeugenbefragung verlief aus Sicht der Staatsanwaltschaft ernüchternd. Eine angebliche ehemalige Lebensgefährtin des zweiten Hauptangeklagten A.Y., dem unter anderem Freiheitsberaubung und Delikte rund um die Prostitution vorgeworfen werden und für den die Staatsanwaltschaft über 33 Jahre Haft fordert, sagte aus, sie kenne A.Y. nur flüchtig, habe ihn dreimal gesehen.

Schon gar nicht sei sie von ihm zur Prostitution gezwungen worden, sie habe in ihrer Zeit auf Mallorca in einem Restaurant an der Playa de Palma gearbeitet. Ihr Vater hatte bei der Polizei Anzeige erstattet, weil A.Y. seine Tochter mutmaßlich gezwungen habe, sich zu prostituieren. Das Verhältnis zu ihrem Vater sei schlecht, sagte die Frau aus.

Verhandlung endet diese Woche

Befragt wurden außerdem noch zwei weitere Beamte der Guardia Civil, die ihren Chef J.F.V. bei dem angeblichen Personenschutz für A.R. begleitet hatten. Sie sagten beide aus, sie hätten keinerlei Anweisungen für einen solchen Auftrag erhalten, sondern waren mit ihrem Vorgesetzten zum Mittagessen. Sie hätten sich beide dort nicht als Guardia Civil zu erkennen gegeben und keinerlei Inspektion durchgeführt.

Darüber hinaus wurden eine weitere Zeugin und ein Zeuge befragt, ohne dass sie neue Beiträge zur komplizierten Wahrheitsfindung hätten beitragen können. Weiter geht es nun am Dienstag (7.2.) mit neuen Zeugenbefragungen. Angesetzt waren für diese Woche fünf Verhandlungstage. Dann sollen die Urteile gesprochen werden.