Hauptverdächtiger im Fall der auf Mallorca verschwundenen Malén Ortiz wollte zuvor zwei Jugendliche in sein Haus locken

Die damals 15-jährige Malén Ortiz verschwand am 2. Dezember 2013. Nun rollt die Polizei den Fall neu auf und es wird immer mehr über den Hauptverdächtigen bekannt

Die Guardia Civil durchsuchte im Jahr 2014 das Haus des Verdächtigen

Die Guardia Civil durchsuchte im Jahr 2014 das Haus des Verdächtigen / B. Ramon (Archiv)

Vanesa Lozano, Luis Rendueles

Vor neun Jahren verschwand die damals 15-jährige Malén Ortiz als sie mit ihrem grünen Skateboard zwischen Magaluf und der benachbarten Wohnsiedlung Son Ferrer unterwegs war. Vor wenigen Tagen hat die Polizei die Ermittlungen neu aufgenommen und ein verlassenes Grundstück mit Spürhunden abgesucht.

Hauptverdächtiger ist inzwischen ein Mann, der bereits zu Beginn der Ermittlungen auffiel. Er wohnte in einer baufälligen Hütte nur 260 Meter von dem Ort entfernt, an dem eine Sicherheitskamera an jenem 2. Dezember 2013 Malén Ortiz aufnahm. Es war ihr letztes Lebenszeichen. Damals wurde das Haus, sein Innenhof und das umliegende Gelände gründlich nach Hinweisen auf Malén Ortiz durchsucht, jedoch ohne Erfolg. Inzwischen wird immer mehr über den Mann bekannt.

Der damals 65-Jährige war nur ein Jahr vor dem Verschwinden von Malén Ortiz angezeigt worden, weil er zwei Jugendliche belästigt hatte. "Er öffnete den Zaun und lud uns ein, in sein Haus zu kommen", erzählte eine der beiden jungen Frauen der Guardia Civil. Die Mädchen waren damals 17 und 18 Jahre alt und wie Malén auf Skateboards unterwegs. Der Anwohner gab an, eine Modenschau mit Jugendlichen mit Skateboards zu organisieren. Mit dem Versprechen ihnen etwas über die Modenschau zu zeigen, versuchte er die beiden Jugendlichen in sein Haus zu locken.

Anwohnerin rettet die beiden Jugendlichen

"Wir haben uns geweigert und ihm gesagt, dass wir es eilig haben, aber er meinte, es ginge ganz schnell", so die junge Frau. Sie hätten sich in diesem Moment sehr unwohl gefühlt, der Mann wurde immer aggressiver. "Immer wenn wir weitergehen wollten, wurde er wütend", erzählte die Frau. Weil in dieser Gegend niemand unterwegs war, bekamen es die Jugendlichen mit der Angst zu tun.

Doch dann kam eine weitere Anwohnerin vorbei. Die 35-Jährige sah sofort, dass sich die Mädchen in einer unangenehmen Situation befanden. Sie fragte, was los sei und die Mädchen antworteten, dass nichts sei. Dabei sahen sie allerdings erschrocken aus. Die Anwohnerin sagte den Jugendlichen daraufhin, dass sie gerne gehen könnten, wenn sie sich unwohl fühlten und die Mädchen rannten davon. Der Mann fuhr daraufhin die rettende Nachbarin an: "Wer bist du, um mich zu unterbrechen? Ich werde dich umbringen!"

Malén Ortiz wird seit dem Jahr 2013 vermisst. Nun gibt es eine neue Spur.

Malén Ortiz wird seit dem Jahr 2013 vermisst. Nun gibt es eine neue Spur. / DM

Nach der Anzeige wegen dieses Vorfalls, suchten Polizisten den Mann auf und fanden ihn in seinem Auto, wo er sich auf dem Laptop pornografische Bilder von einer Minderjährigen ansah. Bei der Untersuchung seines Laptops fanden die Beamten weiteres pornografische Material mit jungen Frauen, die zum Teil minderjährig sein konnten. Der Mann behauptete, diese Bilder für seine geplante Modenschau zu brauchen. In ihrem Bericht über den Vorfall vermerkt die Ortspolizei, dass der Mann ein Patient des Gesundheitszentrums Santa Ponça sei, weil er an einer "chronischen wahnhaften Störung" leide, obwohl er zu diesem Zeitpunkt "entspannt" war und keine Medikamente benötigte.

Chat mit einer Achtjährigen

Dies war allerdings nicht der einzige Vorfall, in dem sich der Mann unangemessen gegenüber Minderjährigen verhalten hatte. Ein Jahr zuvor hatte der Besitzer einer nahe gelegenen Bar entdeckt, dass der 65-Jährige auf Facebook mit seiner achtjährigen Tochter chattete. In den Nachrichten sprach der alte Mann von "Freundschaft und Liebe". Und er bat das Kind, seinen Eltern nichts zu sagen. Er schenkte der Achtjährigen sogar eine Halskette. Der Barbesitzer verwies den Mann daraufhin des Lokals.

In dieser Woche durchsuchte die Guardia Civil ein Grundstück, auf dem der Anwohner häufig gesehen wurde. Der Kriminologe Felix Rios hat den Fall übernommen und neu aufgerollt. Rios wollte sich gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" nicht zu den aktuellen Durchsuchungen äußern. Er zeigte sich allerdings überrascht, dass der alte Anwohner angesichts der vielen Hinweise "so lange im Hintergrund der Ermittlungen stand".

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