Kegelbrüder auf Mallorca: "Niemand aus der Gruppe hat den Brandort fluchtartig verlassen"

Die Anwälte der der Brandstiftung beschuldigten Deutschen haben zum Jahrestag des Unglücks an der Playa de Palma eine Pressemitteilung veröffentlicht

Der schwere Brand auf der Terrasse der Bar "Why Not Mallorca" in Arenal auf Mallorca jährt sich am Samstag (20.5.) zum ersten Mal. Anlässlich des Jahrestags haben die Anwälte der Kegelbrüder, wie die der schweren Brandstiftung beschuldigten Deutschen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einem Kegelclub genannt werden, am Mittwoch (17.5.) im Namen ihrer Mandanten eine Pressemitteilung veröffentlicht. "Vieles erscheint uns noch aufklärungsbedürftig", heißt es darin.

"Das Strafverfahren in Spanien ist noch nicht abgeschlossen. Wir haben ein hohes Interesse an der Aufklärung des Falles. Wir haben nach wie vor Vertrauen in die spanische Justiz, so dass wir optimistisch bleiben und auf einen guten Ausgang nach vollständiger Würdigung aller relevanten entlastenden Gesichtspunkte hoffen. Auf Details zum Sachstand wollen wir wegen des laufenden Verfahrens nicht eingehen", heißt es in dem Schreiben, das die Anwälte Maria Barbancho (Barcelona), Unai Mieza (Bilbao) und Uwe Freyschmidt (Berlin) verschickten.

Kegelbrüder zeigen sich kooperationsbereit

Die Kegelbrüder hätten von Anfang an mit den spanischen Behörden kooperiert "und werden dies auch weiter tun", heißt es in dem Schreiben. "Niemand aus der Gruppe hat den Brandort fluchtartig verlassen. Im Gegenteil: Einzelne Mitglieder unserer Gruppe haben andere Hotelgäste gewarnt und die Einsatzkräfte bei der Verkehrsleitung unterstützt."

Nach der Kontrolle des Brandes sei die Gruppe "unaufgefordert" von der Strandpromenade zum Hotel zurückgekehrt. "Wir haben dann alle Fragen umfangreich vor Ort beantwortet. Über die Anträge unsere Anwälte versuchen wir seitdem, aktiv zur Klärung des Vorfalls beizutragen."

Die Anwälte hoffen, die Unschuld der Kegelbrüder durch ein Foto beweisen zu können, das zwei Männer auf dem dritten Stock des Hotels Whala!Beach zeigt, von denen einer raucht. "Ein Beweisantrag auf Anhörung der auf dem entsprechenden Foto erkennbaren Zeugen wurde, neben einer Vielzahl weiterer Anträge, durch unsere Verteidiger gestellt. Ob und ggf. wann diesem Antrag entsprochen wird, das heißt die Zeugen befragt werden, ist für uns derzeit nicht abzusehen. Wir hoffen sehr, dass sich dieser Punkt und weitere aus unserer Sicht noch offene Fragen bereits im Ermittlungsverfahren klären lassen", heißt es in der Mitteilung.

Das geschah am 20. Mai 2022

Der Brand hatte am frühen Nachmittag des 20. Mai die Außenterrasse der von Deutschen betriebenen Bar Why not Mallorca an der Playa de Palma zerstört. Das Feuer richtete auch an einem darunter liegenden Bordell, einer Privatwohnung und dem angrenzenden Hotel Schäden an. Die Rauchwolken zogen über die Playa de Palma hinweg.

Kegelbrüder waren gerade erst auf Mallorca angekommen

Die jungen Männer hielten sich zu diesem Zeitpunkt in dem Hotel auf. Die insgesamte 13-köpfige Freundesgruppe war am Morgen für ein langes Partywochenende nach Mallorca gereist. Zwei Augenzeuginnen wollen gesehen haben, wie einige der jungen Männer auf ihren Hotelbalkonen feierten und sich mit Bier besprühten. Eine der beiden Zeuginnen meint auch gesehen zu haben, dass die Kegelbrüder Zigarettenkippen auf das dann in Brand geratene Terrassendach warfen.

Die deutschen Urlauber waren noch am selben Tag des Brandes von der Polizei festgenommen worden. Vor dem Haftrichter verweigerten sie zunächst geschlossen eine Aussage und wurden daraufhin in Untersuchungshaft eingewiesen.

Mehrere der Beschuldigten sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr

In einer erneuten Anhörung knapp zwei Wochen später beteuerten sie ihre Unschuld. Demnach hätten drei von ihnen von ihren Balkonen aus den Brandgeruch bemerkt und seien daraufhin über die Geländer auf den an das Schilfdach angrenzenden Hotelbalkon geklettert, um zu schauen, was geschehen war. Danach hätten sie ihre Zimmer verlassen und andere Hotelgäste vor dem Brand gewarnt. Mehrere von ihnen sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr in Münster.

Ein Handyfoto scheint die deutschen Urlauber zu entlasten

Wie es zu dem Brand kam, ist weiterhin unklar. Eine offene Frage ist, ob das Hotelzimmer, dessen Balkon an das Schilfdach angrenzt, belegt war, als der Brand ausbrach. Die Polizei geht davon aus, dass die zwei Männer, die dort untergebracht waren, kurz vor dem Brand das Zimmer verließen und aus dem Hotel auscheckten.

Ein von einem der Kegelbrüder aufgenommenes Handyfoto deutet jedoch darauf hin, dass zumindest einer von ihnen kurz vor Ausbruch des Feuers auf dem Balkon war. Das Bild zeigt einen Mann, der über das Geländer zum Schilfdach lehnt und anscheinend eine Zigarette in der Hand hält. Auch eine Videoaufnahme soll von diesen beiden Gästen existieren.

So kamen die Kegelbrüder aus der Untersuchungshaft

Fünf der Kegelbrüder durften bereits Anfang Juni die Untersuchungshaft verlassen. Einer von ihnen konnte nachweisen, dass er unter der Dusche stand, als der Brand ausbrach. Die Zimmer der anderen vier befanden sich auf der anderen Seite des Hotels. Die restlichen fünf jungen Männer wurden dann Mitte Juni freigelassen.

Zu den vom Ermittlungsrichter beschlossenen Auflagen für eine Entlassung aus der Untersuchungshaft gehörte auch eine sogenannte "Solidarhaftung" über 500.000 Euro, die von den Beschuldigten zu hinterlegen war.

/rp