Tote im Hafenbecken von Palma de Mallorca: Tatverdächtiger kommt auf freien Fuß

Die Richterin verwirft die Argumente der Ermittler und sieht keine Beweise für die Schuld des 31-Jährigen

Der Tatverdächtige wurde nach rund anderthalb Wochen aus dem Gefängnis entlassen.

Der Tatverdächtige wurde nach rund anderthalb Wochen aus dem Gefängnis entlassen. / B. Ramon

Marcos Ollés

Wende im Fall um die junge Frau, die im August 2022 tot im Hafenbecken von Palma de Mallorca gefunden wurde: Die Richterin hat am Montag (22.5.) den 31-Jährigen auf freien Fuß gesetzt, der vor rund anderthalb Wochen im Zusammenhang mit dem Tod verhaftet worden war. Dem jungen Mann wurde vorgeworfen, die Frau ins Wasser gestoßen zu haben.

Die zuständige Richterin folgte damit einem Antrag der Verteidigung. Der Vorsitzenden der Kammer zufolge ist auf den Bildern der Überwachungskameras nicht eindeutig zu sehen, dass die Frau ins Hafenbecken gestoßen wurde. Zudem sei es anhand der Qualität der Bilder nicht möglich, die Personen zweifelsfrei zu identifizieren.

Obduktion ergab keine Hinweise auf Gewalteinwirkung

Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Frau aufgrund ihres schwer alkoholisierten Zustands ins Wasser gefallen sei. Zudem sei bemerkenswert, dass in einer so belebten Zone des Paseo Maritimo, auf Höhe von Es Jonquet, niemand etwas von einem möglichen Verbrechen mitbekommen habe. Final merkte die Richterin an, dass die Obduktion keinerlei Hinweise auf Gewalteinwirkung festgestellt habe.

Das werfen die Ermittler dem Mann vor

Damit widerspricht die Richterin den Erkenntnissen der Ermittler, die nach neun Monaten zu der Erkenntnis gekommen waren, dass sich das Opfer in der Nacht auf den 14. August in einer Spielhalle im Camí Salard im Osten von Palma aufgehalten hatte. Kameraaufnahmen belegten, dass sie in Begleitung eines Mannes die Spielhalle verließ. Die Ermittler konnten der Spur der beiden bis an den Paseo Marítimo folgen, wo sie weitere Aufnahmen ausfindig machten.

So fand die Guardia Civil schließlich heraus, dass der 31-Jährige und die 25-Jährige gemeinsam mit einer Flasche auf den Anlegestegen unterwegs waren und sich dort etwas mehr als eine Stunde aufhielten. Plötzlich soll der Mann die Frau ins Meer geschubst haben. Kurz darauf soll er nach Ansicht der Ermittler vom Tatort entfernt haben und mehrere Telefonate geführt haben. Auch die Tasche des Opfers soll er entwendet haben. /pss