Wie starb der holländische Filmemacher im Drogendorf Son Banya auf Mallorca? Widersprüchliche Aussagen zu Prozessbeginn

Der 34-jährige Holländer war im Jahr 2018 nach einer Prügelattacke gestorben. Zwei Männer stehen nun deswegen vor Gericht

Zwei Männer sind wegen des Tods eines Holländers auf Mallorca angeklagt.

Zwei Männer sind wegen des Tods eines Holländers auf Mallorca angeklagt. / Lorenzo Marina

Lorenzo Marina

In Palma de Mallorca hat der Prozess rund um den Tod eines 34-jährigen Niederländers begonnen. Der Filmemacher Wouter van Luijn war im Juli 2018 nach einem Angriff im "Drogendorf" Son Banya gestorben. Die zwei Männer, die ihn schwer verletzt ins Krankenhaus fuhren, sitzen inzwischen auf der Anklagebank. Grund dafür waren Widersprüche, in die sich vor allem der Hauptverdächtige bereits kurz nach der Tat verwickelte.

"Am Anfang sagte der Verdächtige, er habe das Opfer in der Nähe von Son Banya aufgelesen, nachdem andere ihn verprügelt hatten", sagte am Montag (5.6.), dem ersten Prozesstag, der Leiter der Mordkommission der Nationalpolizei. "Aber das schien uns nicht sehr plausibel." Schnell habe der Mann dann gestanden, dass er selbst an der Prügelattacke beteiligt gewesen sei. Allerdings war er dabei aus Sicht der Beamten immer noch nicht ganz ehrlich. "Er sagte mir, dass er das Opfer nur mit der offenen Hand geschlagen habe", sagt der damalige Chefermittler. "Aber das passte nicht zu den Verletzungen des Opfers."

Filmemacher wollte in Son Banya Drogen kaufen

Laut Anklage der Staatsanwaltschaft war der Niederländer in den frühen Morgenstunden des 13. Juli 2018 zusammen mit zwei weiteren Personen im Taxi nach Son Banya am Rande Palmas gefahren. Sie wollten in der für den Rauschgifthandel bekannten Siedlung Drogen kaufen. Dort wurde der Niederländer von dem Hauptverdächtigen und weiteren jungen Männern angegriffen. Der Angeklagte soll dem Urlauber mehrere Faustschläge und Ohrfeigen ins Gesicht, auf den Hals und auf den Kopf verpasst haben. Als das Opfer zu Boden ging, soll ihm der Hauptangeklagte 800 Euro aus dem Geldbeutel genommen haben.

Einer der beiden Männer, die mit dem Opfer im Taxi gekommen waren, versuchte dem Niederländer erst zu helfen, floh dann aber im Taxi und ließ den Niederländer liegen. Daraufhin fuhren die beiden Angeklagten den Touristen ins Landeskrankenhaus Son Espases. Als sie ankamen, atmete das Opfer schon nicht mehr. Der 34-Jährige starb kurz darauf im Krankenhaus.

Schläge nicht alleinige Todesursache

Einige Zeugen aus Son Banya widersprachen der Theorie der Staatsanwaltschaft, dass es sich um einen Raubüberfall handelte. Sie sagen, dass der Holländer direkt vor die Tür einer der Baracken von Son Banya gepinkelt habe und so die Wut von einer Gruppe der Anwohner auf sich gezogen habe. Ein Sicherheitsmann von Son Espases sagte außerdem aus, dass der Angeklagte ihm das iPhone des Opfers zusammen mit weiteren persönlichen Gegenständen überreicht habe.

Ebenfalls als Zeuge war ein Mann geladen, der mit dem Holländer im Taxi nach Son Banya gefahren war. Er sagte per Video aus, dass sie direkt, nachdem sie aus dem Taxi gestiegen waren, umzingelt und geschlagen wurden. Der Filmemacher "bekam mehr Schläge ab als alle anderen".

Die Staatsanwaltschaft sieht es nicht als erwiesen an, dass der zweite Angeklagte ebenfalls das Opfer verprügelte, daher verlangt sie ausschließlich für den Hauptangeklagten eine Haftstrafe von acht Jahren wegen eines gewalttätigen Raubüberfalls und fahrlässiger Tötung. Für den anderen jungen Mann verlangt die Anklage sechs Jahre, weil er weitere Täter gedeckt habe. Grund für die eher milde Haftforderung ist ein forensisches Gutachten, das die Schläge als alleinige Todesursache ausschließt. Das Opfer hatte dem Gutachten nach bereits vor dem Angriff ein Aneurysma. Dieses habe zusammen mit dem hohen Alkoholkonsum und den Schlägen an jenem Abend zum Tod des Niederländers geführt.