Nach Unwetter-Katastrophe in Spanien: "Die wenigsten Menschen auf Mallorca sind sich der Risiken bewusst"
Der mallorquinische Universitätsprofessor Joan Estrany erklärt, dass allein in Palma und Marratxí 130.000 Menschen in Hochwasser-Risikozonen leben

Redaktion DM
Das schwere Unwetter mit mindestens 95 Todesopfern, das am Dienstagabend (29.10.) über Valencia und andere Regionen hinweggefegt ist, hat auch auf Mallorca die Debatte darüber entfacht, inwieweit eine solche Katastrophe auf der Insel möglich oder sogar wahrscheinlich ist.
Nur Zahlen für Palma und Marratxí verfügbar
Gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" erklärte der Universitätsprofessor Joan Estrany, der sich auf die Risikoanalyse von Naturkatastrophen spezialisiert hat, dass eine systematische Erfassung der Überschwemmungsrisiken für weite Teile der Insel noch gar nicht vorliege. Tatsächlich gebe es derzeit nur die Zahlen für Palma und Marratxí. "In den beiden Gemeinden leben rund 130.000 Menschen in Gebieten, in denen es bei schweren Regenfällen zu Hochwasser kommen kann", so Estrany.

Schweres Unwetter in Spanien: Die Spur der Verwüstung / Agenturen
Der massive Bevölkerungszuwachs der vergangenen Jahrzehnte habe vor allem in solchen Gebieten stattgefunden. "Im Jahr 1956 war die Überschwemmungszone, auf denen Wohnhäuser standen, so groß wie zehn Fußballfelder. Heute sind es 250 Fußballfelder."

Universitätsprofessor Joan Estrany. / UIB
Das sind die Hochwasser-Risikozonen
Die Zonen in Palma, die besonders gefährdet sind, sind unter anderem die Ausfallstraße Carrer Manacor und die Feuerwache der Stadt. Auch alle Stadtviertel östlich der Ringautobahn seien Hochwasser-Risikozone. In Marratxí seien vor allem Urbanisationen wie Pont d'Inca und Es Figueral betroffen. Das Problem so Estrany: Nur die wenigsten Personen, die in diesen Gegenden wohnen, sind sich dieser Situation bewusst.

Redaktion Levante-EMV
Eine App, die vor der Flut warnt
Mit seinen Kollegen hat der Geograph die App RiscBal entwickelt. Man habe dafür über Hundert Messstationen an Orten aufgestellt, an denen wesentliche Informationen über bevorstehende Überschwemmungen gesammelt werden können. Über die werden Wetterwarnungen in Echtzeit übermittelt. "Dies gab es vor sechs Jahren bei der Flut in Sant Llorenç nicht. Die Menschen wussten nicht, wo es überall Hochwasser gab. Jetzt können wir das minutengenau verfolgen und warnen."

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Den Praxistest gab es Anfang der Woche: Als das Unwetter in der Nacht von Sonntag auf Montag über die Insel zog, habe man allein acht Warnhinweise herausgegeben, die dazu geführt haben, dass etwa rechtzeitig Straßen gesperrt wurden. "Im Zweifelsfall kann das Menschenleben retten. Zumindest aber kann man sein Auto rechtzeitig wegfahren, wenn es in einer gefährdeten Zone steht", so Estrany.
Tipps für den Notfall
Und was macht man, wenn man unvermittelt in eine Flut gerät? "Man muss sich an eine möglichst hoch gelegene Stelle begeben", so Estrany. "Wenn man keinen Zugang zu Informationen über die aktuelle Lage hat, sollte man darauf verzichten, das Auto zu nehmen, um zu flüchten. Acht der 13 Toten beim Unwetter in Sant Llorenç befanden sich in Fahrzeugen."
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