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Baby nach Geburt einfach in den Container geworfen: Mordprozess beginnt

Der Mutter, ihrer Schwester und deren Mann wird vorgeworfen, dass sie das Neugeborene im Wissen, dass es lebte, in den Müll geworfen haben

Polizisten am Fundort des Babys.

Polizisten am Fundort des Babys. / DM

Marcos Ollés

Marcos Ollés

In einem der aufsehenerregendsten Kriminalfälle der letzten Jahre auf Mallorca beginnt am Freitag (24.10.) vor dem Oberlandesgericht in Palma ein Prozess gegen drei Angeklagte, die im November 2023 ein lebendes Neugeborenes in einen Müllcontainer in Porto Cristo geworfen haben sollen. Das Baby starb an seinen schweren Verletzungen im Abfall.

Im Mittelpunkt des Verfahrens stehen laut einem Bericht des "Diario de Mallorca" die 40-jährige Mutter des Kindes sowie ihr Schwager, gegen die die Staatsanwaltschaft wegen Mordes mit dem erschwerenden Umstand des Verwandtschaftsverhältnisses ermittelt. Für beide fordert die Anklage lebenslange Freiheitsstrafe mit der Möglichkeit auf Freilassung nach Überprüfung, die härteste Sanktion des spanischen Strafrechts.

Die Schwester der Mutter, die während des Geschehens anwesend war, ist wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt – gegen sie beantragt die Staatsanwaltschaft lediglich eine Geldstrafe.

Geburt im Auto

Wie das "Diario de Mallorca" berichtet, spielte sich die Tat laut dem vorläufigen Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft am 3. November 2023 gegen 17.30 Uhr ab. Die schwangere Mutter befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem Auto, gemeinsam mit ihrer Schwester und deren Ehemann. Während der Fahrt setzte überraschend die Geburt ein – das Baby kam im Wagen zur Welt. Nach Auffassung der Ermittler war das Kind am Leben und alle drei Erwachsenen waren sich dessen bewusst.

Die Mutter soll dennoch – "mit dem Vorsatz, das Leben ihres Kindes zu beenden, oder zumindest im Wissen um die Möglichkeit seines Todes" – das Neugeborene ihrem Schwager übergeben haben, mit der Aufforderung, es in einem Müllcontainer in der Calle Aterratge in Porto Cristo zu entsorgen.

Baby erlitt Schädeltrauma

Die Obduktion ergab, dass das Kind durch eine Kombination aus Schädeltrauma und Herz-Kreislauf-Stillstand starb. Die Verletzungen könnten sowohl durch einen Sturz im Auto unmittelbar nach der Geburt als auch durch das gewaltsame Hineinwerfen in den Container verursacht worden sein.

Die Schwester der Mutter wird beschuldigt, trotz Kenntnis der kritischen Lage keine Hilfe gerufen oder eingegriffen zu haben. Sie schwieg – und sah zu.

Flucht, Festnahme und Prozessbeginn

Nach der Tat verließen alle drei Angeklagten den Tatort, ohne sich weiter um das Neugeborene zu kümmern. Nur wenig später wurde das Baby von Passanten im Container entdeckt und mit schwersten Verletzungen, aber noch lebend ins Krankenhaus gebracht. Dort konnten die Ärzte allerdings nichts mehr für das Leben des Neugeborenen tun.

Die Policía Nacional nahm die mutmaßlichen Täter wenige Tage nach der Tat fest. Der Hauptprozess vor einem Laiengericht soll eine Woche dauern. /jk

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