"Eher ein Vogel": Das sagt ein Experte zu der Drohnensichtung am Flughafen
Drohnen-Experte Rafael Pedrosa erklärt, warum der Vorfall am Flughafen Palma wohl kein echter Drohnenflug war – und welche Technik Spanien fehlt

Drohnenexperte auf Mallorca: Rafael Pedrosa / MANU MIELNIEZUK
Rafael Pedrosa ist ein Drohnen-Allrounder. Der ehemalige Polizist ist einer der Gründer der Luftfahrtabteilung der Nationalpolizei auf Mallorca, einer spezialisierten Drohnenpolizei-Einheit. Mittlerweile ist er in Frührente, beschäftigt sich aber weiterhin viel mit Drohnen. Im vergangenen Jahr gründete er das Unternehmen Fly Drones, mit dem er Privatpersonen und Behörden zu diesen Fluggeräten berät. Und auch in seiner Freizeit fliegt er gerne Drohnen. Im Interview liefert er eine mögliche Erklärung für die Drohnensichtung, die am Sonntagabend zu einer 35-minütigen Unterbrechung des Flugbetriebs am Flughafen Son Sant Joan führte.
Um welche Art von Drohne könnte es sich gehandelt haben?
Ich bin derzeit nicht aktiv im Dienst, das heißt, ich habe keine offiziellen Informationen. Ich kann Ihnen meine Meinung als Experte geben. Soweit ich verstanden habe, haben mehrere Piloten in der Nähe des Flughafens eine Drohne gesehen. Aber soweit ich weiß, konnte niemand bestätigen, dass es sich tatsächlich um eine Drohne handelte, geschweige denn, welche Art von Drohne das gewesen sein soll. Meiner Meinung nach ist es sehr schwierig, aus einem Flugzeug heraus eine Drohne zu erkennen, vor allem, wenn es sich um eine handelsübliche Drohne handelt, die vielleicht 15 Zentimeter groß ist. Wäre es hingegen eine militärische Drohne gewesen, wie man sie etwa in der Ukraine sieht, dann hätten die Radare sie auf jeden Fall erfasst. Meine persönliche Theorie ist daher: Es war keine Drohne, sondern eher ein Vogel. Zudem finde ich es sehr ungewöhnlich, dass um diese Zeit eine Drohne geflogen wird, da es bereits dämmert und es für Fotos und Videos etwas dunkel ist.
Warum hätte eine Drohne so nahe am Flughafen fliegen sollen?
Nun ja, vielleicht wollte da gerade jemand ein Foto oder ein Video machen. In der Gegend gibt es, soweit ich weiß, einige Fincas, auf denen Veranstaltungen stattfinden. Vielleicht hat also ein Fotograf leichtsinnig und unter Missachtung sämtlicher Vorschriften seine Drohne steigen lassen. Auch das ist eine Möglichkeit. Dass es sich um eine Drohne aus Russland oder etwas in der Art gehandelt hat, glaube ich nicht, so etwas würde man auf dem Radar des Flughafens eindeutig erkennen.
Welche Art Drohnen erkennen Radarsysteme und welche nicht?
Militärische Drohnen werden von den Flugradars problemlos erkannt, weil sie teilweise bis zu vier Metern Spannweite haben. Wenn es sich dagegen um ein kleines Objekt handelt, erfassen die Radarsysteme das oft nicht. Im besten Fall sieht man nur einen Punkt, der aber genauso gut ein Vogel wie eine kleine Drohne sein kann. Es gibt ein Protokoll, das greift, sobald zwei oder mehr Piloten melden, dass sie eine Drohne gesehen haben. Dann müssen je nach Position des Objekts bestimmte Start- und Landebahnen gesperrt werden. In diesem Fall befand sich das vermeintliche Objekt im zentralen Bereich des Flughafens. Deshalb mussten sowohl die rechte als auch die linke Bahn geschlossen werden, mit all den Folgen, die das nach sich zog.
Gibt es Möglichkeiten, um die kleinen Drohnen zu orten?
Es gibt Detektoren, die kleinere Drohnen erkennen. Sie kosten etwa 20.000 Euro und können Drohnen in einem Umfeld von etwa sieben Kilometern erfassen. Dank der Detektoren können Seriennummer, Marke, Modell, gegebenenfalls Registrierungsnummer des Betreibers, Flughöhe und Position ermittelt werden. Leider gibt es so ein Gerät weder am Flughafen in Palma noch an anderen Flughäfen in Spanien. Hätte es so einen Detektor am Flughafen Palma gegeben, hätte man eindeutig ausschließen können, dass es ein Vogel war. Wie bei vielen Sichtungen an spanischen Flughäfen wird es wohl auch diesmal unklar bleiben, was das war, weil man den Verursacher nicht auf frischer Tat ertappt hat. Das macht die Verfolgung schwer: Ohne direkten Nachweis gibt es kaum Ansatzpunkte für Ermittlungen.
Warum kommt es immer wieder zu diesen Vorfällen und welche Konsequenzen gehen damit einher?
Im Grunde liegt das Problem an mangelnder Ausbildung und Aufklärung. Die Schulungen, die derzeit angeboten werden, sind oft sehr oberflächlich. Es braucht mehr Bewusstsein und vor allem Prävention. Die Menschen müssen wissen, dass sie bei einem Verstoß mit hohen Geldstrafen rechnen müssen. Das Problem ist nur: Wenn es keine Detektoren gibt, kann man sie auch nicht erwischen. Die Bußgelder reichen derzeit von 60 Euro – etwa, wenn man die Registrierungsnummer des Betreibers nicht sichtbar am Gerät angebracht hat – bis zu 2,5 Millionen Euro, wenn man die Flugsicherheit gefährdet oder eine Kollision mit einem Flugzeug verursacht. Normalerweise liegen die Strafen für das Fliegen in der Nähe eines Flughafens zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Aber am Sonntag musste ja der gesamte Flugverkehr unterbrochen und Maschinen nach Ibiza umgeleitet werden. Nach meinen Schätzungen würden sich die Strafen hier verdoppeln oder verdreifachen, ohne die indirekten Schäden und Folgekosten mitzuzählen.
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