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Anschlag auf Mallorca geplant? Dschihad-Propagandisten in Madrid vor Gericht

In Madrid beginnt am Montag (27.10.) der Prozess gegen einen salafistischen Prediger und fünf Mitangeklagte begonnen. Ihnen wird vorgeworfen, auf Mallorca junge Muslime für den Dschihad rekrutiert zu haben.

Tarik C. machte auf Mallorca auch Urlaubsfotos.

Tarik C. machte auf Mallorca auch Urlaubsfotos. / Archiv

Redaktion MZ

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Womöglich planten sie auch einen Anschlag auf Mallorca. Vor dem Nationalen Gerichtshof in Madrid beginnt am Montag der Prozess gegen einen salafistischen Prediger und fünf seiner Anhänger. Sie sollen in Inca junge Muslime im Umfeld einer Moschee für den Dschihad rekrutiert und indoktriniert haben. Außerdem sollen sie Videos auf YouTube veröffentlicht haben, um andere zu ermutigen, sich dem sogenannten Islamischen Staat (Daésh) in Syrien anzuschließen.

Die Ermittlungen wurden 2017 eingeleitet, nachdem Sicherheitsbehörden befürchteten, dass zwei der Beschuldigten – Abdelkhader M. und Ali M. – auf dem Markt von Inca Anschläge planen könnten. Alle sechs Männer wurden im Juni 2017 festgenommen.

Hauptangeklagter schon in Marokko der Hetze beschuldigt

Hauptangeklagter ist der in Großbritannien festgenommene marokkanische Prediger Tarik C. Wegen seiner extremistischen Haltung war ihm bereits 2013 in seinem Heimatland das Predigen in Moscheen untersagt worden. Die Staatsanwaltschaft fordert für ihn acht Jahre Haft wegen Terrorrekrutierung und -indoktrinierung – ebenso für seinen mutmaßlichen engsten Mitarbeiter Hussein F. L. Für die übrigen vier Angeklagten beantragt die Staatsanwaltschaft fünf Jahre Gefängnis wegen Indotkrinierung.

Nach den Ermittlungen predigte der Hauptangeklagte nicht nur in Moscheen wie Al Fajr in Inca, sondern auch über seinen YouTube-Kanal, der 2016 rund 12.000 Abonnenten zählte. Seine Videos seien etwa zehn Millionen Mal aufgerufen worden, heißt es in der Anklageschrift.

Tarik C. bezeichnete sich als Anhänger des saudischen Geistlichen Muhammad Al Arefe, der im Fernsehen erklärt hatte, wie ein Mann eine „ungehorsame“ Frau schlagen könne, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen.

Aus Belgien nach Ägypten ausgewandert

In seinen Videos erzählte der Prediger, er habe Belgien verlassen, nachdem dort das öffentliche Tragen des Ganzschleiers eingeschränkt worden war. Er sei mit seiner Familie nach Ägypten gezogen, damit seine Kinder „in einem islamischen Land aufwachsen könnten“, auch wenn das den Verzicht auf Sozialleistungen und Komfort in Europa bedeutet habe, so die Anklageschrift.

2014 reiste Tarik C. erstmals nach Spanien und lernte in Palma seinen Mitangeklagten Hussein F. L. kennen. In der Moschee Al Fajr hielt er mehrere Predigten, in denen er den bewaffneten Dschihad als erlaubt darstellte. Im Juli 2015 kehrte er nach Mallorca zurück, wohnte bei Hussein F. L. und besuchte weitere Moscheen, wo er ebenfalls predigte. Hussein stellte ihm mehrere junge Männer aus dem Umfeld der Al-Fajr-Moschee vor – unter ihnen die später Mitangeklagten Abderrahman F., Azzouz A. und Abdelkhader M.

Gemeinsam produzierten sie eine Reihe von Videos mit dem Titel "Toufiq eroh gha Suria" (Toufik ging nach Syrien), in denen sie andere junge Muslime aufforderten, sich den Kämpfern des sogenannten Islamischen Staats in Syrien anzuschließen. Drei dieser Videos wurden auf dem YouTube-Kanal von Tarik C. veröffentlicht.

Weitere Treffen und Anschlagspläne

Am 15. Juli 2015 verließ Tarik C. Palma, und Anfang 2016 zog sein Mitarbeiter Hussein F. L. nach Deutschland. Von dort hielt er weiter Kontakt zu den anderen Angeklagten, die sich laut Staatsanwaltschaft regelmäßig privat und in der Moschee Al Fajr trafen. Über Abdelkhader M. kam ein sechster Mann, Ali M., hinzu. Beide sollen offen über die Möglichkeit gesprochen haben, Anschläge zu begehen –darunter einen auf dem Markt von Inca - was schließlich zur Festnahme der Gruppe führte.

Kinder als Zielgruppe extremistischer Lehren

Einer der Angeklagten, Azzouz A., arbeitete in der Moschee als Trainer für Kinder in Kampfsportarten. Dabei ließ er sie nach Erkenntnissen der Ermittler gewaltverherrlichende religiöse Lieder (Anasheed) hören, worüber sich mehrere Eltern beschwerten.

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fanden die Ermittler Videos, die die Rekrutierung von Kindern und deren Ausbildung in Kampf- und Hinrichtungstechniken zeigten – „etwa beim Durchschneiden von Kehlen“, heißt es in der Anklageschrift (mit Efe).

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