Die Gemeinde Son Servera im Osten von Mallorca hat überraschend ein Kreuz abgerissen, das unter dem Franco-Regime zum Gedenken der Opfer des aufständischen Lagers im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) errichtet worden war. Das Rathaus hatte über die am Donnerstag (21.10.) eingeleiteten Arbeiten vorab nicht informiert.

Man erfülle mit dem Rückbau die Auflagen des Gesetzes zur Vergangenheitsbewältigung, erklärte die Bürgermeisterin Natalia Troya (PSIB, Sozialisten) gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca". Der Zeitpunkt sei günstig gewesen, da ohnehin eine Umgestaltung des dortigen, bislang nicht barrierefreien Platzes anstehe, der Plaça de la Gent Gran. Die Sozialistin verwies zudem darauf, dass es keinerlei Denkmalschutzauflagen für das Kreuz gebe, wie auch die zuständige Behörde des Inselrats in einer Prüfung festgestellt habe.

Während Angehörige und Nachkommen von Franco-Opfern weiterhin dafür kämpfen, dass verbliebene Zeugnisse des Regimes (1939-1975) wie Denkmäler und Statuen aus dem öffentlichen Stadtbild entfernt werden, hatte sich der Pfarrer von Son Servera für den Erhalt des Kreuzes ausgesprochen. Er verweist auf mehr als 800 Unterschriften, die man gesammelt habe, um das Kreuz als religiöses Symbol, aber ohne politische oder ideologische Insignien zu erhalten. "Wir leben eigentlich in einer Demokratie, auch wenn es nicht so scheint", so Jaume Mercant. Wenn die Gemeinde auf die Erfüllung des Gesetz so stolz sei, müsse man sich fragen, warum sie den Abriss nicht öffentlich angekündigt habe.

Ähnliche Debatten werden auch in anderen Gemeinden auf Mallorca geführt. So hatte das Rathaus von Bunyola im September ein während des Franco-Regimes errichtetes Kreuz abgerissen, das ebenfalls allein den Opfern des Franco-Lagers gewidmet war.

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Mallorca war schon zu Beginn des Bürgerkriegs 1936 in die Hände der aufständischen Putschisten gefallen, die daraufhin Anführer des unterlegenen republikanischen Lagers hinrichten und anonym verscharren ließen. Auch eine Landung von einigen tausend Milizionären des republikanischen Lagers an der Ostküste von Mallorca im August 1936 kam schnell ins Stocken und endete kurz darauf mit einem Sieg der Putschisten. Die damaligen Schlachten in der Gegend von Son Servera werden erst seit einigen Jahren erforscht. /ff