Noch sind es anderthalb Jahre bis zu den Regionalwahlen auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln. Aber zwei Parteien des derzeit regierenden Linksbündnisses auf den Balearen haben auf Parteitagen schon mal ihre Mannschaft in Stellung gebracht. So wurde die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol am vergangenen Wochenende ohne Gegenkandidatur und mit breitem Konsens als Generalsekretärin der Insel-Sozialisten in dem Amt bestätigt, das sie bereits seit zehn Jahren inne hat. Juniorpartner Més per Mallorca indes hat sich hinter einem neuen Parteiführer versammelt: Lluís Apesteguia soll der linksregionalen Ökopartei bei den Wahlen im Jahr 2023 zu einem Ergebnis verhelfen, das ihr mehr Einfluss auf den Regierungskurs ermöglicht als bislang.

Der Parteitag der Insel-Sozialisten fand wohl nicht zufällig in der Fábrica Ramis in Inca statt, einer ehemaligen, restaurierten Textilfabrik, in der heute Tagungen und Events veranstaltet werden: Der Schutz von Insel-Identität und -Eigenständigkeit sowie die Suche nach einem neuen, nachhaltigen Wirtschaftsmodell, ohne den Massentourismus zu verteufeln, sind unter anderem neben dem Feminismus die wichtigsten Pfeiler eines Parteiprogramms, das auch eine dritte Legislaturperiode ermöglichen soll.

Daneben war es das immer wieder beschworene Mantra von Dialog und Transparenz, auf das Armengol abhob. In den vergangenen Monaten der Corona-Politik habe man sich in allen zentralen Entscheidungen mit den Vertretern der Wirtschaft und der Gewerkschaften beraten, betonte die Sozialistin. Nur so sei es möglich gewesen, Entscheidungen von derartiger Tragweite zu treffen. In der effizienten und beständigen Einbindung gesellschaftlicher Vertreter sehen politische Analysten denn auch eines der wichtigsten Erfolgsrezepte Armengols.

Und auch parteiintern sitzt die 50-Jährige fest im Sattel, niemand kratzt an ihrem Führungsanspruch. Im neuen Vorstand hat sie die loyalsten Parteimitglieder um sich herum versammelt. Iago Negueruela etwa, Tourismusminister und Regierungssprecher, verantwortet einen neuen Bereich zur programmatischen Erneuerung. Neuer Parteisprecher ist jetzt Alfonso Rodríguez, der Bürgermeister von Calvià.

Lluís Apesteguia. Europapress

Beim Juniorpartner Més dagegen markiert der Parteitag einen Neuanfang, Apesteguia steht für ein selbstbewussteres Auftreten. Més befürchtet, sich gegen den Koalitionspartner der Sozialisten nicht genügend behaupten zu können. Statt dem Bündnispartner sei man alleine den Wählern verpflichtet, so der neue Vorsitzende.

Als Beispiel nannte er etwa die Katalanisch-Politik – die Inselsprache müsse nicht nur verteidigt, sondern aktiv stärker gefördert werden. Auch bei der Touristensteuer läge vieles im Argen. Man werde dafür arbeiten, dass die Einnahmen wieder zweckgebunden seien und ausschließlich dafür eingesetzt würden, die Auswirkungen des Massentourismus auf die Inseln zu reduzieren.

Damit die Flügelkämpfe der Vergangenheit angehören – Més per Mallorca entstand aus einer Fusion der nationalistischen PSM und der ökologischen Iniciativa Verds –, gibt es einen neuen Vorstand, der alle Strömungen widerspiegeln soll. Unter den Mitgliedern ist etwa die bei den parteiinternen Wahlen unterlegene Kandidatin, Maria Ramon. Und da neben dem Parteichef auch das Amt des Generalsekretärs der feministischen Partei mit einem Mann besetzt worden ist – Jaume Alzamora –, besteht nun zum Ausgleich der siebenköpfige Vorstand allein aus Frauen.