Der Petitionsausschuss des Europa-Parlaments untersucht die Missbrauchsfälle an Bewohnerinnen von Jugendheimen auf Mallorca und wird im April 2022 mit einer 24-köpfigen Abordnung auf die Insel kommen, um vor Ort hochrangige Politikerinnen und Politiker sowie weitere Amtsträger zu befragen. Unter anderem sollen die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol, die Präsidentin des Inselrats, Catalina Cladera, und die balearische Sozialministerin Fina Santiago vor dem Ausschuss aussagen.

Der Ausschuss wurde auf Initiative des Insel-Unternehmers José Luis Sánchez Saliquet aktiv, ein Kandidat der rechtsextremen Partei Vox für den spanischen Senat. Die liberalen Ciudadanos und die konservative Volkspartei PP sowie Vox im Europa-Parlament unterstützen die Initiative.

Am Mittwoch (16.2.) beantragte der Petitionsausschuss vom Balearen-Parlament Räumlichkeiten auf der Insel, um die Befragungen abhalten zu können. Die zitierten Politikerinnen können sich der Befragung nicht entziehen. Die Treffen finden allerdings hinter verschlossenen Türen statt. Die Parlamentarier interessiert vor allem die Frage, was die politisch Verantwortlichen auf Mallorca ab dem Moment unternommen haben, in dem die Missbrauchsfälle bekannt wurden.

Die Staatsanwaltschaft auf den Balearen hatte die durch Anzeigen von Politikern und Privatleuten in Gang gekommenen Ermittlungen zu dem Fall eingestellt. Es gebe kein organisiertes Missbrauchs-Netzwerk, hieß es damals. Die Abgeordneten des Europa-Parlaments wollen auch mehr über den Umfang der Ermittlungen erfahren.

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In einer ersten Stellungnahme sicherte Francina Armengol zu, "alle Erklärungen, die sie wollen" zu geben, um weitere Vorfälle dieser Art zu vermeiden. "Aber wir werden nicht die Strategie der Rechten und Rechtsextremen mitgehen, die einen parteipolitischen Nutzen aus dem Schmerz der Minderjährigen ziehen wollen. Das halte ich für herabwürdigend." Im Übrigen werde sie die Mitglieder des Petitionsausschusses im Regierungssitz Consolat de Mar empfangen.

Die Zustände in den Heimen auf Mallorca waren in die öffentliche Diskussion geraten, nachdem eine 13-Jährige über Weihnachten 2019 aus ihrem Heim abgehauen und mutmaßlich Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde. Daraufhin meldeten sich Sozialarbeiter zu Wort und erklärten, dass viele jugendliche Heimbewohnerinnen regelmäßig aus den Heimen entkommen, um sich Geld durch Prostitution zu verdienen. Die Behörden hätten davon Kenntnis, über Jahre sei das stillschweigend geduldet worden. Die regierenden Sozialisten stimmten damals gegen die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses. /jk