"Zwischen uns ist alles in Ordnung", sagt Erik Shalimov direkt zu Beginn des Gesprächs. Der Deutsch-Russe ist mit einer Ukrainerin verheiratet. Beide leben seit acht Jahren auf Mallorca und machen sich Sorgen um Freunde und Familie, die im Kriegsgebiet gefangen sind.

"Wir stehen täglich in Kontakt mit ihnen. Die meisten hocken im Keller und haben Angst um ihre Kinder", sagt Shalimov. Das Paar selbst hatte vorgesorgt. "Der Konflikt in der Ukraine begann schließlich schon 2014. Vor zwei Jahren haben wir die Familie meiner Frau, die im Umkreis von Kiew lebte, auf die Insel geholt." Per Familienzusammenführung war das möglich. "Meine Mutter kam vor zwei Monaten. Mein Vater lebt weiter in Lipezk." Die Stadt liegt im Süden von Moskau, etwa 400 Kilometer von der Grenze entfernt. "Auf russischer Seite ist er wohl sicher. Jedoch sind alle Flughäfen mittlerweile geschlossen", sagt Shalimov.

Vor zwei Tagen noch wild gefeiert

So vorausschauend waren viele seiner Freunde nicht. "Vor zwei Tagen haben sie noch wild in Kiew gefeiert. Nun suchen sie in U-Bahn-Stationen Zuflucht. Sie wollten es nicht wirklich wahrhaben und haben gelacht, als es hieß, dass die Situation an die 30er-Jahre erinnert. Nun ist es aber so."

Der große Teil des Freundeskreises ist gegen den Krieg. "Nur wenige, die in Dörfern leben und die Propaganda aus dem russischen Fernsehen hören, glauben daran." Das hat entsprechend zu Streit geführt. Ein Problem dabei sei eine Verallgemeinerung. "Wir wissen, wie die Leute ticken. Einige Ukrainer denken, dass alle Russen die Bösen sind und andersrum. Das stimmt natürlich nicht."

Sorgen muss sich das Paar dabei nicht nur um die Bekannten in Kiew machen, sondern auch um die Leute in Moskau. "Freunde haben sich dort einer Anti-Kriegs-Demonstration angeschlossen. Sie wurden mit Stöcken niedergeschlagen. Wenn man die falschen Sachen auf Facebook liked, droht einem die Verhaftung."

"Es ist alles schwierig", sagt Shalimov. "Die Russen werden wohl die Macht in der Ukraine übernehmen. Die EU will sich nicht einmischen, um keinen Weltkrieg zu riskieren. Ich hoffe, dass die Politiker doch noch einen Weg finden und miteinander sprechen."