Erstaunlicher Sinneswandel bei den Hoteliers auf Mallorca in Sachen Tourismusgesetz: Nachdem die Hoteliersvereinigung FEHM das Gesetz bei seiner Vorstellung am 11. Februar als "ehrgeizig" gelobt hatte, stänkerten die Unternehmer sieben Tage später, dass die Hoteliers "benutzt" worden seien und mehrere Punkte in letzter Minute im ausformulierten Gesetz auftauchten, die zuvor nicht Gegenstand der Verhandlungen mit der Regierung gewesen seien.

Seit Donnerstag (24.2.) herrscht zumindest nach vorne herum wieder Friede, Freude, Eierkuchen. Bei einem bemerkenswerten gemeinsamen Auftritt von Tourismusminister Iago Negueruela, Tourismus-Generaldirektorin Rosana Morillo, FEHM-Vorsitzender Maria Frontera und Gabriel Llobera, dem Chef der Hotelketten-Vereinigung auf Mallorca bemühten sich alle Anwesenden, ja nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, es gebe Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen.

Iago Negueruela verlas eine gemeinsam erstellte Erklärung, in der die Hoteliers die Oppositionsparteien dazu aufriefen, das Gesetz auf seinem Weg durch das Parlament zu unterstützen. In der Erklärung hieß es unter anderem, dass die Einigung, "die vor Wochen zwischen allen Beteiligten erzielt wurde, unumstößlich" sei. Man werde weiter Hand in Hand arbeiten, um das Gesetz anhand von Modifizierungen, die noch möglich sind, weiter zu verbessern.

Hoteliers hatten Moratorium und Passus zur Renovierung scharf kritisiert

Verblüffende Töne, denn noch vor wenigen Tagen gaben sich die Hoteliers höchst aufgeregt ob des vierjährigen Moratoriums für die Genehmigung neuer Gästebetten. Ebenfalls nicht das Placet der Hoteliers bekam der Passus im neuen Gesetz, in dem es darum geht, dass Hoteliers ihre Häuser bei einer Renovierung um 15 Prozent vergrößern dürfen, wenn sie dafür auf fünf Prozent der Gästebetten verzichten. Das Gesetz sei "unter Eile" verabschiedet worden, stänkerten die Hoteliers, diese Punkte seien nicht mit ihnen abgesprochen gewesen. Die FEHM hatte dazu eigens eine Pressekonferenz in ihrem Sitz einberufen.

Nun seien diese Differenzen beigelegt, erklärte Negueruela und Maria Frontera sprach kleinlaut von "Fehlinterpretationen". Diese seien laut Negueruela aufgrund von internem Druck innerhalb der Hoteliersvereinigung zustandegekommen seien. Es ist tatsächlich kein Geheimnis, dass vor allem die Verantwortlichen der großen Hotelketten die Linie der Regierung unterstützen, während die Betreiber der kleineren Häuser mit den zahlreichen Neuerungen, die das Tourismusgesetz speziell in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft mit sich bringt, überfordert scheinen.

Kleinere Hoteliers mit Investitionen überfordert

So hatte der Sprecher des Verbandes der kleineren Hoteliers auf der Insel, Juan Manuel Ordinas, bereits im MZ-Gespräch kritisiert, dass für die kleineren und günstigeren Häuser die Investitionen in Klimaschutz und Nachhaltigkeit kaum zu stemmen seien. Unter anderem müssen die Hoteliers innerhalb der nächsten sechs Jahre alle Unterkünften mit höhenverstellbaren Betten ausstatten, um so den Zimmermädchen die Arbeit zu erleichtern. Auch Vorrichtungen zum Wassersparen und neue Heizkessel müssen die Häuser anschaffen. Dafür gibt es allerdings auch hohe finanzielle Zuwendungen von Seiten der Balearen-Regierung. 102 Millionen Euro sollen für die Investitionen lockergemacht werden, die zum Teil von der Zentral- und der Landesregierung, zum Teil aus den NextGeneration-Fonds der EU kommen.

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Beim gemeinsamen Termin von FEHM und Regierung am Donnerstag waren die kleineren Hoteliers nicht anwesend. "Es ist klar geworden: Alle gemeinsam stehen wir hinter dem Gesetz", sagte Hotelketten-Präsident Llobera. Und Negueruela machte der Debatte zumindest nach außen hin ein Ende: "Es wird keine Risse und Zweifel mehr geben."