Im April 2022 waren 24 Abgeordnete des Europaparlaments in Straßburg auf Mallorca, um im Fall der Jugendlichen aus Heimen zu recherchieren, die sich prostituieren. Jetzt gibt es einen ersten Bericht des Ausschusses – und der schlägt hohe Wellen in der Inselpolitik. Die Chefin der konservativen Volkspartei PP auf den Inseln, Marga Prohens, sprach am Dienstag (6.9.) von einem „vernichtenden“ Dokument, das zahlreiche Fehler im System zum Schutz der Minderjährigen aufzeige. Prohens beschuldigte Ministerpräsidentin Francina Armengol, die Fälle zu vertuschen und jegliche Form der Aufklärung zu unterbinden. PP-Sprecher Llorenç Galmés forderte den Rücktritt der Inselratspräsidentin Catalina Cladera.

Regierungssprecherin Pilar Costa konterte, dass es sich bei dem Dokument lediglich um einen ersten Entwurf handele und dass darin nur allgemeine Empfehlungen gegeben werden, wie die Missbrauchsfälle in Zukunft verhindert werden sollen. Die Untersuchung sei politisch motiviert gewesen, die Mitglieder des Ausschusses allesamt Abgeordnete der rechten, liberalen und konservativen Fraktionen im Europaparlament.

Empfehlungen würden "längst angewandt"

Wie Sofía Alonso, die Präsidentin der Sozialstiftung IMAS, dem die Heime angeschlossen sind, sagte, werden die meisten Empfehlungen aus dem Dokument darüber hinaus "längst angewandt". Man habe nur eine Stunde Zeit gehabt, den Ausschussmitgliedern das System der der Minderjährigen in Heimen auf Mallorca zu erklären.

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Die Zustände in den Heimen auf Mallorca waren in die öffentliche Diskussion geraten, nachdem eine 13-Jährige über Weihnachten 2019 aus ihrem Heim abgehauen und mutmaßlich Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde. Daraufhin meldeten sich Sozialarbeiter zu Wort und erklärten, dass viele jugendliche Heimbewohnerinnen regelmäßig aus den Heimen entkommen, um sich Geld durch Prostitution zu verdienen. Die Behörden hätten davon Kenntnis, über Jahre sei das stillschweigend geduldet worden.

Die regierenden Sozialisten stimmten damals gegen die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses. Polizeiberichten zufolge gibt es keine Hinweise darauf, dass es sich um ein organisiertes Prostitutionsnetzwerk handelt. /jk