Parlament entscheidet: Mallorca-Urlauber müssen nicht vor Spielsucht beschützt werden. Einheimische schon

Die Reform des Glücksspielgesetzes sieht eine wichtige Ausnahme vor: Das beschlossene Werbeverbot gilt nicht an Urlaubsorten

Spielautomaten auf Mallorca (Symbolbild)

Spielautomaten auf Mallorca (Symbolbild) / EP

DM

Am Dienstag (21.3.) hat das Parlament auf den Balearen die Reform des Glücksspielgesetzes der Inseln verabschiedet. Mallorca und die Nachbarinseln sind mit 108 Casinos und Spielhallen pro eine Million Einwohnern die Region in Spanien mit der dritthöchsten Dichte an Möglichkeiten zum Glücksspiel. Der landesweite Durchschnitt liegt bei 68 Lokalen pro Million Einwohner.

Mit dem neuen Gesetz will die Balearen-Regierung nicht nur die Anzahl der Spielhallen auf 75 Lokale pro Million Einwohner reduzieren. Sie setzte auch ein Werbeverbot für Glücksspiel durch – zumindest in Teilen. Und dieser Punkt sorgte für ordentlich Knatsch in der Koaliton.

Ausnahmen für Flughäfen, Hotels und Urlaubsorte

Denn die regierenden Sozialisten setzten mit den Stimmen der rechten, liberalen und konservativen Parteien durch, dass die Werbung an Flughäfen, in Hotels und allgemein in Urlaubsorten weiterhin gestattet bleibt. Das Argument der Sozialisten kann man sich auf der Zunge zergehen lassen: Bis zu 90 Prozent der Kunden von Spielhallen an den Urlaubsorten seien Touristen. Die Residenten seien davon kaum betroffen. Anders gesagt: Es sei nicht Aufgabe des Parlaments, die Urlauber vor Spielsucht zu schützen.

Vizepräsident Pedro Yllanes vom Juniorpartner Podemos schäumte nach dieser Entscheidung des Koalitionspartners vor Wut. Schließlich war es sein erklärtes Ziel, alle Personen auf der Insel vor den Gefahren des Glücksspiels zu schützen, egal ob Einheimische oder Urlauber. So gehört zu den weiteren Maßnahmen des Gesetzes, dass die Zugänge zu Spielautomaten beschränkt werden. Auch sollen die Öffnungszeiten von Spielhallen reduziert werden. Zudem dürften Etablissements dieser Art nicht näher als 500 Meter von Schulen entfernt eröffnet werden. Yllanes erinnerte im Parlament daran, dass es auf den Inseln 2.500 Menschen gibt, denen auf eigenen Wunsch der Zutritt zu Spielhallen verweigert wird.

PP nutzt die Gelegenheit

Die Oppositionspartei PP stimmte gemeinsam mit den Sozialisten für die Ausnahmen, nutzte die Gelegenheit aber, um wenige Monate vor der Wahl den Keil zwischen den Koalitionspartnern zu vertiefen. Der konservative Fraktionssprecher Sebastià Sagreras erklärte, er verstehe die Wut von Yllanes. Schließlich habe Podemos immer wieder Anträge der Sozialisten unterstützt.

Bis der konkrete Gesetzestext steht, werden noch einige Tage vergehen. Man kann davon ausgehen, dass die neuen Regelungen kommende Woche im Amtsblatt Boib veröffentlicht werden. /pss

THEMEN