Diese Deutschen treten bei den Wahlen auf Mallorca an

Die offiziellen Listen für

die Kommunalwahlen sind veröffentlicht. Darin finden sich auch knapp zwei Dutzend deutsche Namen von Kandidaten. Für welche Parteien sie antreten und

was sie motiviert

Heiner Süselbeck (Andratx), Regina Moll Kammerich (Marratxí), Alice Weber (Inca), Rom Hillmann (Campos, v.li.).

Heiner Süselbeck (Andratx), Regina Moll Kammerich (Marratxí), Alice Weber (Inca), Rom Hillmann (Campos, v.li.). / Nele Bendgens / privat

Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

In der Kommunalpolitik auf Mallorca sind nicht nur Meinungen und Debatten gefragt, es muss auch mit angepackt werden. Und dann ist etwa Heiner Süselbeck zur Stelle. „Ich helfe, Tapetentische zu tragen oder Programme zu verteilen“, so der pensionierte Pastor der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde, der bei den Kommunalwahlen am 28. Mai auf Platz 13 der Sozialisten (PSIB) in Andratx kandidiert. Eine Chance auf den Einzug in den Gemeinderat hat er praktisch keine, aber die bereits dritte Kandidatur spiegelt das politische Engagement auf Lokalebene wider. „Sozialisten und Kirche, das sind für mich zwei Zweige an einem Baum“, so der gebürtige Dinslakener, der sich auch in die Debatten einbringt und an Gemeinderatssitzungen teilnimmt.

Es lassen sich durchaus knapp zwei Dutzend deutsche – oder auch österreichische – Namen beim Durchforsten der Wahllisten finden, die jetzt im balearischen Gesetzesblatt (BOIB) veröffentlicht worden sind. Ein Ticket für den Einzug ins Rathaus dürfte allerdings nur die Spitzenkandidatin von Més per Mallorca in Inca haben, Alice Weber (MZ berichtete). Aber ihr passives wie aktives Wahlrecht auf Kommunalebene nutzen noch mehr Deutsche – oder auch Deutsch-Mallorquiner.

Drittes Mal in Marratxí

Ebenfalls zum dritten Mal dabei ist Regina Moll Kammerich, Geschäftsführerin der Seniorenresidenz Es Castellot in Santa Ponça. Sie kandidiert für die Sozialisten in der Gemeinde Marratxí auf Platz 14. Mit ihrem Engagement wolle sie dazu beitragen, dass die Projekte der Linksregierung in der Gemeinde weitergeführt werden können, so Moll, etwa in der Kulturpolitik oder beim Ausbau der Fahrradwege. Der Familienname ist ohnehin politisch gefärbt: Schwester Susanna Moll hat ein Mandat für die Sozialisten im Senat inne, der zweiten Parlamentskammer Spaniens.

Quer durch die Parteien

Auffällig: Die meisten Namen finden sich im linken Parteienspektrum, bei Sozialisten und bei Més. Gerade bei der linken Regionalpartei, die so sehr auf den Schutz des Mallorquinischen pocht, tragen auch Ausländer Verantwortung. In der kleinen Gemeinde Sant Joan im Inselinnern ist Richard Thompson Spitzenkandidat. Der Brite, der schon bislang für Més im Gemeinderat auf der Oppositionsbank sitzt, engagiert sich im kulturellen und sportlichen Leben, singt im Chor oder ist Speaker beim Berglauf. „Ich fühle mich wie ein santjoaner“, sagte Thompson zur MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca“.

Die Volkspartei (PP), die im Vorfeld des Wahlkampfs mit eigenen Veranstaltungen für Ausländer auf sich aufmerksam machte, ist praktisch ohne deutsche Kandidaten. Vertreten sind sie dagegen auf den hinteren Plätzen bei den restlichen Parteien, von regionalen Formationen wie El Pi über lokale Gruppierungen bis hin zur Rechtspartei Vox. Wobei natürlich alleine die Namen in der Liste nicht automatisch auf die Nationalität schließen lassen. So verfügt beispielsweise die Kandidatin auf Listenplatz vier der Sozialisten in Capdepera, die frühere Spitzensportlerin Claudia Troppa Heusel, über den spanischen Pass, wie die Tochter deutscher Einwanderer vor Jahren der MZ erzählte.

Flyer verteilen in Campos

Erstmals kandidiert Roman Hillmann – auf Platz sieben der Zentrumspartei El Pi in Campos. Er habe sich schon immer politisch engagiert, so der ehemalige TV-Produzent. Zudem sei er mit Jaume Adrover befreundet, dem Vorsitzenden von Sentit Comú, einer lokalen Formation, die mit El Pi antritt. Nun helfe er dabei, Flyer auf dem Markt zu verteilen und beteilige sich auch gern an Debatten.

Ähnlich Kandidat Süselbeck in Andratx. Auch wenn Mallorcas Politiker nicht darauf gewartet hätten, von Insel-Deutschen erklärt zu bekommen, wie Politik zu gestalten sei, bringe er sich durchaus mit seiner Meinung ein. Gerade in der aktuellen Debatte um Immobilienkäufe durch Ausländer sei es ihm wichtig zu sagen, dass er die Sorgen der Mallorquiner verstehe. „Die Balearen brauchen Schutz“, so der Pensionär, der Vergleiche zu Sylt zieht. Wichtig sei eine lösungsorientierte Debatte, in der der Massentourismus nicht zum Sündenbock gemacht und auch die Vergangenheit nicht nostalgisch verklärt werde.

Bei den Kommunalwahlen geht es eben um praktische Alltagsfragen wie auch das große Ganze. Das erlebt auch Regina Moll in Marratxí. Ihr jüngster Sohn dürfe nun erstmals wählen, und es sei nicht ausgemacht, dass er seine Stimme der Partei seiner Mutter geben werde. Stichhaltige Argumente seien deswegen am Küchentisch genauso gefragt wie bei öffentlichen Veranstaltungen.

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