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Wohnung vermietet, Geld verloren: Vermieter auf Mallorca fühlen sich vom Staat im Stich gelassen

Auslöser ist eine Regelung, die während der Pandemie in Kraft trat: Eigentümer dürfen verletzliche Mieter nicht vor die Tür setzen, die Zentralregierung zahlt die Miete. Doch das klappt schon lange nicht mehr

Viele Vermieter wollen nicht mehr an Familien mit Kindern vermieten.

Viele Vermieter wollen nicht mehr an Familien mit Kindern vermieten. / B. Ramon

J.F. Mestre

J.F. Mestre

Als zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 auf Mallorca und in Spanien der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, führte die spanische Regierung unterschiedliche sozialpolitische Schutzmaßnahmen ein. Eine davon war das Verbot von Zwangsräumungen, wenn Mieter aufgrund pandemiebedingter Einkommensverluste ihre Miete nicht mehr zahlen konnten.

Voraussetzung war ein amtlich anerkannter Nachweis über die wirtschaftliche Verletzlichkeit. Im Gegenzug versprach der Staat den betroffenen Vermietern eine finanzielle Entschädigung für die ausbleibenden Zahlungen.

Mehr als fünf Jahre später hat sich die wirtschaftliche Lage im Land weitgehend normalisiert – doch das Gesetz gilt weiterhin. Aktuell gibt es allein auf Mallorca rund 100 private Vermieter, die ihre Mieter aufgrund dieser Regelung nicht kündigen können, obwohl diese seit Monaten oder Jahren keine Miete zahlen. Und erschwerend hinzu kommt: Die versprochene staatliche Kompensation ist in der letzten Zeit ausgeblieben, die Gesamtschuld beläuft sich inzwischen auf über eine halbe Million Euro.

Kein Geld aus Madrid – kein Schutz für Vermieter

Die Abwicklung der Entschädigungen erfolgt über die balearische Landesregierung, konkret das Ministerium für Wohnraum. Dieses verteilt die Mittel, die aus Madrid eintrudeln. Doch die Realität: Die einst zugewiesenen Mittel sind längst aufgebraucht, neue Gelder sind nicht geflossen. Anträge auf Entschädigung stapeln sich inzwischen in den Behörden – unbearbeitet, da keine finanziellen Mittel vorhanden sind.

Betroffen sind vielfach keine Großinvestoren, sondern Privatpersonen: Rentner, Kleinanleger, Familien, die sich eine kleine Zweitwohnung als Altersvorsorge angeschafft haben – und nun auf den ausbleibenden Mieteinnahmen sitzen bleiben. Einige Eigentümer berichten, dass sie mit der Miete ihren Lebensunterhalt bestreiten oder die Hypothek für die betreffende Wohnung bedienen müssen.

Gesetz zwingt Privatleute zur Rolle des „sozialen Schutzschilds“

„Das Gesetz zwingt mich, meine Wohnung kostenlos zur Verfügung zu stellen, ohne dass der Staat mich in irgendeiner Form unterstützt“, sagt ein betroffener Vermieter. Die Maßnahme, die in der Pandemie temporär gedacht war, wurde im vergangenen Jahr verlängert und soll offenbar auch 2026 bestehen bleiben.

Besonders schwerwiegend: Sobald ein Mieter offiziell als vulnerabel gilt, beispielsweise weil er ein Kind betreut oder weil die Miete mehr als ein Drittel des Einkommens ausmacht, wird eine Räumung automatisch gerichtlich gestoppt – unabhängig von der Dauer des Zahlungsrückstands. Die Mieter können also in der Wohnung bleiben, ohne zu zahlen. Theoretisch übernimmt der Staat die Miete – praktisch kommt das Geld jedoch nicht an.

Diese Regelung gilt nicht nur für spanische Staatsbürger, sondern auch für ausländische Bewohner auf Mallorca, was die Lage zusätzlich verkompliziert. Für viele Eigentümer bedeutet das im Umkehrschluss: Familien mit Kindern kommen als Mieter nicht mehr infrage, zu groß ist das rechtliche Risiko.

1,2 Millionen Euro bereits gezahlt – aber kein Cent mehr in Sicht

Laut offiziellen Angaben hat die Balearen-Regierung bislang 1,2 Millionen Euro an Entschädigungen ausbezahlt – finanziert aus Restmitteln des Wohnraumplans 2018–2021. Damit konnten über 200 Vermieter unterstützt werden. Doch dieses Geld ist längst aufgebraucht. Seither blieb jede Forderung nach neuen Mitteln aus Madrid unbeantwortet. Die Balearen-Regierung hat sich an das Kabinett von Pedro Sánchez gewandt – bislang jedoch ohne jede Reaktion. /jk

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