Nach dem großen Einbruch durch das Auftreten des Coronavirus kommt das Leben langsam wieder in Gang, und somit auch das Geschäftsleben. In der stets spannenden und schnelllebigen Welt der Fusionen und Übernahmen hat das von Lethargie gezeichnete Frühjahr einem Sommer Platz gemacht, der das beste Quartal der letzten drei Jahrzehnte verzeichnete. Die Zahlen zumindest zeugen davon: Es flossen mehr als 450 Milliarden Dollar in 36 Abschlüsse von jeweils mehr als fünf Milliarden Dollar. Ein absoluter Rekord!

Die meisten Einkäufe erfolgten im Technologiesektor, der in den nächsten Jahrzehnten die Veränderungen in unser aller Leben vorantreiben wird und der im letzten Quartal die Hälfte der Unternehmenstätigkeit ausmachte. Eine herausragende Nachricht in diesem Zusammenhang ist die Ankündigung des Chipherstellers Nvidia, die britische Prozessorschmiede Arm zu übernehmen, die ihrerseits seit 2016 Eigentum des japanischen Softbank-Konzerns ist. Die Vereinbarung, die Bargeld und Aktien umfasst, wurde mit einer Summe von 40 Milliarden Dollar abgeschlossen und bedeutet einen riesigen Gewinn für die Firma Softbank, die damit einen Strategieplan startet, bei dem Vermögenswerte verkauft und eigene Aktien rückgekauft werden sollen, um die Aktionäre nach einigen weniger erfolgreichen Verkäufen zu besänftigen.

Auch die Aktivität im Bereich der Pharmaindustrie ist beachtlich, hat sich diese doch als wichtige Waffe im Kampf gegen die Pandemie bewährt. Von großer Bedeutung war dabei die Übernahme des Biotechnologieunternehmens Immunomedics durch den Biotech-Konzern Gilead für einen Betrag von 21 Milliarden US-Dollar, womit Letzterer sein Behandlungsangebot gegen Krebserkrankungen erweitern will. Weitere Firmen sind miteinander im Gespräch, und so kündigte kürzlich das Unternehmen Bristol-Myers Squibb die Übernahme des Herzspezialisten Myokardia für 13,1 Milliar-den Dollar in bar und Aktienkäufen mit einem Aufschlag von 60 Prozent an. Ziel ist es, ein Gegengewicht zum Schwerpunkt Krebsbehandlung zu schaffen, der durch den Kauf des Pharmaunternehmens Celgene entstanden ist.

Geografisch gesehen fanden die wichtigsten Unternehmensübernahmen in den USA statt, wo im Frühjahr dieses Jahres allerdings auch die größten Verluste zu verzeichnen waren; in Europa hingegen, wo nach wie vor Unklarheit über den Brexit herrscht, war die Entwicklung der nationalen oder europaweiten Zusammenschlüsse zunächst zögerlicher, nimmt nun aber Fahrt auf. Beispiele wären hier der Kauf von Bankia durch Caixabank in Spanien oder das Übernahmeangebot an die Gruppe Suez durch den französischen Abfallkonzern Veolia. Hervorzuheben ist auch, dass angesichts von wirtschaftlichen Spannungen und der durch Reiserestriktionen entstandenen Schwierigkeiten, persönliche Abkommen auszuhandeln, praktisch kaum länderübergreifende Abschlüsse stattfinden.

Es bestehen Zweifel, ob die ausgezeichneten Ergebnisse des letzten Quartals sich so fortsetzen werden. Pessimisten berufen sich auf die Zahlen bis September, den schlechtesten in den vergangenen sieben Jahren mit Übernahmen in Höhe von mehr als zwei Billionen US-Dollar und einem Rückgang von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Dennoch sind gerade dies zwei Aspekte, die auf die Kontinuität bei der Unternehmenstätigkeit hindeuten. Einerseits gibt es die notwendige Unterstützung durch Mindestzinssätze und sehr hohe Liquidität - in den Händen von Banken und Risikokapital. Andererseits war der Schock, den die Pandemie ausgelöst hat, ein Beschleuniger für die Erkenntnis, dass Unternehmen in unmittelbarer Zukunft zahlungskräftiger, diversifizierter und besser geschützt sein müssen, indem sie sich Nischen in grüner Ökonomie, Technologie oder Wissenschaft suchen, wo ein Wachstumspotenzial über dem weltweiten Durchschnitt besteht.