Von N. Kuschniok / A. John Rund 8.000 Menschen auf den Balearen sind in den Bereichen Instandhaltung, Reparatur, Charter, Brokerage, Catering, Bootsbau und Reinigung beschäftigt. Nach Angaben der regionalen Handelskammer spülte die Branche im vergangenen Jahr mehr als 82 Millionen Euro in die heimischen Kassen. Sie ist nach der Tourismus- und der Baubranche der drittgrößte Wirtschaftszweig auf den Inseln.

Insbesondere der Wassersportbereich boomt seit Jahren. Die mehr als 40 Marinas der Inseln sind mittlerweile Heimathafen von über 23.000 Segel- und Motoryachten geworden. Palmas Hafenbehörde schätzt, dass sich die regionale Freizeitflotte seit 1998 fast verdoppelt hat. Kontinuierlich gestiegen ist im gleichen Zeitraum auch die Zahl sogenannter Transit-Yachten, die die Insel vor allem in den Sommermonaten besuchen. Nach Schätzungen des balearischen Yachthafenverbandes Anade waren 2007 rund 65.000 Privatyachten in balearischen Gewässern unterwegs.

?Die Balearen zählen zu den beliebtesten Wassersport-Revieren Europas", ist sich Isabel Martínez von der balearischen Handelskammer sicher. Sie will in Zukunft verstärkt auf internationalen Messen, unter anderem auf der weltgrößten Bootshow, der ?boot" in Düsseldorf, für die Insel als Yachtreise-Destination werben.

Unterstützung erhält Martínez dabei auch von der balearischen Landesregierung. So stellte das Amt für Tourismusförderung Ibatur unlängst auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin (ITB) das hauseigene Internet-Portal ?nauticholidays.com" vor. Dort sollen Touristen ab Mitte Mai individuell auf das Angebot von Charterfirmen, Hotels, Restaurants und Airlines zurückgreifen können, um sich so ihr persönliches Urlaubs-paket zu schnüren.

Flaute in der Nebensaison

Doch nicht alles ist eitel Sonnenschein. Größtes Sorgenkind der Branche ist nach wie vor der Mangel an Liegeplätzen. Joan Noguera, Präsident des balearischen Yachtclubverbandes ACNB, forderte von der Landesregierung Anfang April dieses Jahres zum wiederholten Mal eine Aufhebung des seit Ende der 90er Jahre verhängten Baustopps in den Marinas. Seiner Meinung nach ist die Situation in den Häfen unhaltbar geworden. ?Wir müssen schon jetzt die Anfragen ausländischer Yachtbesitzer für den Sommer zurückweisen, weil wir bereits ausgebucht sind." Noguera schätzt, dass mindestens 10.000 weitere Liegeplätze auf den Balearen erforderlich sind, um der steigenden Nachfrage Herr zu werden. Die steigt nach Aussage von Cristina Sastre, Präsidentin des balearischen Charterverbandes, vor allem in den osteuropäischen Ländern. Die Modernisierung von Port

Adriano an Calviàs Südwestküste - dort sollen bis 2009 rund 80 neue Liegeplätze für sogenannte Superyachten mit einer Länge von mehr als 25 Metern entstehen - ist für Sastre nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Eine weitere Wachstumsbremse ist die Saisonabhängigkeit. Viele in der Branche tätige Unternehmen, insbesondere aber Vercharterer, Wäschereien und Catering-Unternehmen, klagen in der Nebensaison von Oktober bis Ende April über Flaute in den Auftragsbüchern. ?Dabei kann man auf den Balearen das ganze Jahr über segeln", meint Sastre. Doch das sei vielen Nordeuropäern einfach nicht bewusst. Um die Attraktivität, die das Revier auch in den Wintermonaten hat, zu bewerben, will das balearische Tourismusministerium noch in diesem Jahr mit einer breit angelegten Medienkampagne starten.

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