"Was meinen Sie, was ich derzeit für Gespräche habe?", sagt Klaus Gabriel, Geschäftsführer der Niederlassung der "Lux Wirtschafts Assekuranz" in Port d´Andratx. Seitdem die private Krankenversicherung UKV angekündigt hat, ihre Tarife um knapp 40 Prozent zu erhöhen (MZ berichtete), ist der Beratungsbedarf der Mallorca-Deutschen groß. Wie viel darf der Vollschutz kosten? Oder doch lieber beim Leistungsumfang abspecken?

Wer angesichts der Beitragserhöhung der UKV den Markt sondiert, muss feststellen: Einen Rundumschutz mit voller Kostenübernahme zum Schnäppchenpreis gibt es nicht mehr. Die Kosten sind explodiert, und die UKV zieht die Notbremse. Die Beiträge seien vier Jahre nicht erhöht worden, so Sprecher Thomas Bundschuh gegenüber der MZ. In dieser Zeit seien die Leistungsausgaben derart eklatant gestiegen, dass sie die Beitragseinnahmen überschritten.

"Ich hatte damit gerechnet, dass die UKV das Neugeschäft in Spanien einstellt", sagt Andrea Zerbst, Versicherungsfachwirtin von Iberia Insurance in Santa Ponça, bei der sich Dutzende verunsicherte Kunden gemeldet haben. Zerbst verweist auf die HanseMerkur, die mit einem ähnlichen Modell wie die UKV in Spanien gearbeitet und nach vier Jahren aufgegeben habe. "In Zukunft wird keine Versicherung mehr mit Dumpingpreisen kommen", so Zerbst. "Und wenn doch, dann geht ihr nach kurzer Zeit die Luft aus."

Prügelknabe UKV

Klaus Gabriel von der "Lux Wirtschafts Assekuranz" verweist darauf, dass eine vergleichbare Vollversicherung in Deutschland gut das Doppelte kosten könne: "Es nützt nichts, nur auf die UKV zu schimpfen, allen Versicherern laufen die Kosten davon." Das betreffe die Behandlungskosten in den spanischen Krankenhäusern, aber auch die der deutschen Privatärzte auf Mallorca, von denen zwar nicht alle, aber zu viele "gnadenlos übertherapieren". Die "Lux Wirtschafts Assekuranz" habe bereits vor anderthalb Jahren die Vertriebspartnerschaft mit der UKV aufgekündigt, sagt Gabriel mit Verweis auf die problematischen Entwicklungen. Bisherige Kunden würden jedoch weiterhin betreut. In diesen Tagen hat Gabriel etwa einen Brief verschickt, der über einen abgespeckten UKV-Tarif informiert.

Moderne Medizin sei eben nicht zum Nulltarif zu haben, sagt Luai Chadid, Internist und Kardiologe in der Clínica Picasso in Palma. "Wenn Patienten aufwendige Therapien möchten, müssen sie dafür auch in die Tasche greifen", argumentiert der Mediziner - ob bei dreidimensionalen Ultraschall-Bildern, verbesserter OP-Technik oder Tumor-Früherkennung. Es sei offensichtlich, dass bei der UKV die Kostenentwicklung unterschätzt worden sei, so Chadid. Die Tarif­erhöhung werde in der Branche kein Einzelfall bleiben.

Welche Möglichkeiten haben nun die Versicherten? "Viele UKV-Kunden sind gut beraten, zu bleiben, wo sie sind", sagt Zerbst. Es lohne sich, den Markt zu sondieren. Doch "ältere Patienten mit Diabetes, Schlaganfall oder Herzerkrankungen kommen kaum bei einer anderen privaten Versicherung unter." Und Vorerkrankungen zu verschweigen, sei gefährlich, warnt Chadid: "Das fliegt sofort auf."

Beim Versicherungsschutz muss prinzipiell unterschieden werden, ob Mallorca-Deutsche weiterhin in der Bundesrepublik krankenversichert sind oder aber den Hauptwohnsitz nach Mallorca verlegt haben und sich deswegen in Spanien versichern müssen. Ausnahme: Rentner bleiben Mitglied der Kasse in Deutschland, zahlen dort weiterhin ihren Beitrag und tauschen lediglich ihre Versichertenkarte gegen eine spanische.

Wer in Spanien eine versicherungspflichtige Tätigkeit ausübt oder als Resident hier lebt, landet automatisch in der Seguridad Social - dem staatlichen Gesundheitsdienst, auf den laut Verfassung jeder Anrecht hat. Spanisch-Kenntnisse vorausgesetzt, sind Patienten dort erst einmal gut aufgehoben: Von einer Zweiklassenbehandlung wie in Deutschland könne nicht die Rede sein, sagt Rainer Fuchs, Sozialreferent bei der Deutschen Botschaft in Madrid. Er bescheinigt den spanischen Ärzten einen hervorragenden Ruf, generell brauche man in Spanien keine Zusatzversicherung. Eine Ausnahme stellten Zahnbehandlungen dar - sie sind abgesehen von Extraktionen nicht abgedeckt. Auch Hilfsmittel gehören nicht zum Leistungsspek­trum. Andererseits seien teure Medikamente für einen Bruchteil des deutschen Preises in Apotheken zu haben, so Fuchs. Zu bedenken sei außerdem, dass es bei Operationen zum Teil Wartelisten von 40 bis 80 Tagen gebe und Gesundheitszentren gerade in touristischen Regionen überlastet sein könnten.

Wer sich als Resident in Spanien weiter absichern will, kann eine spanische Zusatzversicherung abschließen. Anbieter sind zum Beispiel Axa, DKV, Mutua General de Catalunya, Mapfre oder Sanitas. Je nachdem, ob Patienten den Arzt frei wählen können oder nicht, koste eine solche Zusatzversicherung über den Daumen gepeilt 60 bis 150 Euro pro Monat, sagt Zerbst. Nachteil ist das eingeschränkte Deckungskonzept, das in der Regel weder Medikamente noch Hilfsmittel einschließt und einige schwere Erkrankungen ganz ausnimmt.

Weitgehende Kostenerstattung verspricht die spanische DKV in speziellen Tarifen - von Prothesen über Rehabilitation bis hin zur Homöopathie. Es bestehe zudem die Garantie, bei einer Rückkehr von der deutschen DKV übernommen zu werden, so die Versicherungsfachwirtin Zerbst. Eine weitere Option sind internationale Versicherungen wie Allianz World Wide Care, die britische BUPA oder die dänische IHI. Ihr Rundumschutz sei deutlich teurer, allerdings verfügten sie dank der breiteren Patientenbasis über stabile Preise.

Pendler, die weiterhin in Deutschland gesetzlich krankenversichert sind, haben neben einer vergleichsweise teuren privaten Vollversicherung auch die Möglichkeit, eine Zusatzversicherung nach deutschem Recht abzuschließen. Diese Verträge sichern laut Zerbst eine umfangreiche Privatbehandlung sowohl in Spanien als auch in Deutschland und umgehen die Nachteile der Gesundheitssysteme beider Staaten.

Wichtig zu wissen ist auch, dass jeder Mallorca-Deutsche, der in die Heimat zurückkehrt, dank der Gesundheitsreform einen problemlosen Zugang zur Krankenversicherung garantiert bekommt -

Auslandsrückkehrer können in ihre ehemalige gesetzliche oder private Krankenversicherung (GKV/PKV) zurückkehren. Zudem müssen die privaten Versicherer ab 2009 einen Basistarif anbieten. Er entspricht in etwa den Leistungen der GKV, und der Beitrag darf nicht höher sein als der Höchstbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung - eine Op­tion für alle Rückkehrer, die früher einmal privat versichert waren, jetzt aber ohne jede Krankenversicherung dastehen.

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