Ginge alles seinen gewohnten Gang, dann wäre die spanische Königs­familie in diesen Tagen schon im Anflug auf die Insel. Denn normalerweise begann der Mallorca-Urlaub der familia real bisher immer mit dem Startschuss zur traditionellen Breitling-Regatta, an der König Juan Carlos und Prinz Felipe in zwei verschiedenen Teams teilnahmen. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Die Regatta wurde wegen fehlender Sponsoren und Teilnehmer abgesagt. Statt auf Startposition in der Bucht von Palma geht der König in der zweiten Julihälfte auf Dienstreisen - unter anderem nach Galicien und Portugal. Zudem warten auf ihn eine Reihe von Verpflichtungen im heimischen Zarzuela-Palast in Madrid. Der Ferienbeginn ist noch offen, spätestens aber zum Beginn der Copa del Rey am 3. August, der zweiten renommierten Segelregatta auf der Insel, wird der König im Marivent-Palast in Palma erwartet.

Ungewiss ist allerdings, ob - wie in den Jahren zuvor - die ganze Familie auf die Insel kommt. Der Grund: Prinzessin Cristina und ihr Mann Iñaki Urdangarín befinden sich im Umzugsstress. Die Herzöge von Palma gehen in Kürze mit ihren drei Kindern nach Washington. In der US-Hauptstadt wartet auf Urdangarín ein neuer Job als Vertreter der Telefongesellschaft Telefónica. Weil Cristina bereits zu Ostern auf Mallorca gefehlt hatte, um in den USA nach einer Bleibe zu suchen, waren Gerüchte über Spannungen innerhalb der Familie aufgekommen.

Da auch ihre Schwester Elena seit der Trennung von ihrem Ehemann Jaime de Marichalar immer mehr eigene Wege geht, wird es für König Juan Carlos und Doña Sofía immer schwieriger, auf Mallorca unbeschwertes Familienglück zu demonstrieren. Fotos mit allen Mitgliedern des Bourbonen-Hauses haben mittlerweile Seltenheitswert. Je größer die Familie, desto schwieriger sei es, gemeinsame Termine zu finden, heißt es dazu lapidar aus dem Königshaus.

Doch fällt der Urlaub in diesem Jahr nicht nur wegen Terminschwierigkeiten und der geplatzten Regatta kürzer aus. Im Königshaus möchte man auch vor dem Hintergrund der Krise ein Zeichen der Solidarität setzten. Schließlich wird das Land ganz besonders von der größten wirtschaftlichen Talsohle der Nachkriegszeit gebeutelt. Weil sich lange und teure Ferien angesichts der Lage nicht schicken, hat sich die königliche Familie zudem ein Sparprogramm auch während des Urlaubs auferlegt, wie die Zeitung „El Mundo“ aus gut unterrichten Kreisen erfahren haben will.

Die Maßnahmen haben jedoch mehr symbolischen Wert. So soll beispielsweise die königliche Yacht „Fortuna“, mit der die Familienmitglieder in den balearischen Gewässern zu schippern pflegen, weniger bewegt werden. Das Schiff, ein Geschenk mallorquinischer Unternehmer, erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 65 Knoten. Damit ist die „Fortuna“ nicht nur eines der schnellsten Schiffe seiner Art im Mittelmeerraum. Es gehört auch zu denen mit dem höchsten Spritverbrauch. Die Gas-Turbinen, dank deren Kraft die prominente Besatzung jeden Paparazzo locker abhängen kann, schlucken bis zu 2.000 Liter Diesel pro Stunde. Eine Tour ins 20 Seemeilen entfernte Naturschutzgebiet Cabrera (Fahrzeit etwa 15 Minuten) kostet nach Schätzung eines Experten rund 500 Euro Diesel.

Auch will das Königshaus diesmal auf eine große Entourage verzichten. Normalerweise empfängt der König im Marivent-Palast im August hochrangige Verwaltungsbeamte, die sich je nach Position in Vier- oder Fünf-Sterne-Häuser der Insel einlogieren und Anspruch auf Dienstwagen und Chauffeur haben. Die traditionellen Besuche von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero sollen jedoch weiterhin stattfinden.

Ganz überraschend kommen die Sparmaßnahmen für die Öffentlichkeit nicht. Das Königshaus ist im Vergleich zu anderen europäischen Adelsgeschlechtern ohnehin für eine eher gemäßigte Ausgabenpolitik bekannt. So nimmt der Sparsinn der ­Familie manchmal schon kuriose Züge an. Prinzessin Letizia wurde erst im Januar von der Boulevardpresse getadelt, weil sei bei einer traditionellen Militärparade das gleiche Kleid trug wie im Jahr davor: „Darf eine Prinzessin das?“ Auch bei der Taufe ihrer beiden Töchter erschien sie im selben Gewand.

Außer Juan Carlos, dem die Nutzung von zivilen Maschinen aus Sicherheitsgründen verboten ist, reisen die Mitglieder des Königshauses gewöhnlich auch mit Linienmaschinen. Und das eine oder andere Mal sogar mit Billigfliegern, wie jüngst Königin Sofía, die mit einem 15-Euro-Ticket der Fluggesellschaft Ryanair nach London flog, um eine Verwandte zu besuchen. Die Geschichte wurde publik, weil die Airline den Billigflug sehr zum Ärger des Königshauses für Werbezwecke ausschlachtete und Anzeigen mit dem Konterfei von Doña Sofía veröffentlichte („Flieg wie eine Königin“). „Beim Volk kommt der Sparwillen gut an“, glaubt denn auch die Königshaus-Expertin eines bekannten spanischen Gesellschafts-Magazins, die ihren Namen lieber nicht veröffentlicht sehen will.