Die Formulare erweisen sich als Ladenhüter. Gerade einmal zwei Vordrucke, mit denen Mallorca-Deutsche ihren Eintrag ins Wählerverzeichnis beantragen können, seien im Konsulat in Palma abgeholt worden, sagt Konsul Wolfgang Wiesner. „Den Rest werden wir in Kürze einstampfen." Die Wahlmüdigkeit sei in diesem Jahr besonders deutlich zu spüren.

Das Formular lässt sich zwar auch online herunterladen. Doch die Mallorca-Deutschen zeigen auch sonst knapp zwei Wochen vor dem Urnengang am 27. September wenig Enthusiasmus in Sachen Bundestagswahl. Zu einer Bürgersprechstunde des FDP-Ortsvereins fanden nur vier Interessierte – ­obwohl auch ein Bundestagsabgeordneter eingeflogen worden war. Andere Parteien ließen sich ohnehin nicht blicken, falls nicht doch noch wie angekündigt Wahlkämpfer der Jungen Union in den Flieger steigen. „Wir müssen sehen, wie wir das zeitlich hinbekommen", sagt der zuständige Projektassistent Alexander Humbert in Berlin. „Wir kämpfen hier an vorderster Front."

Das Desinteresse bei Auslands-Deutschen und Bundespolitik beruht weitgehend auf Gegenseitigkeit. Für die Wahlen vor vier Jahren beantragten nur 54.808 Auslandsdeutsche die Eintragung ins Wählerregister – weltweit.

Dabei gibt es durchaus Themen, die nicht gleichgültig lassen. Gerade Langzeit-Residenten vermissen bei der Bundesregierung Einsatz für die Auslandsdeutschen, wie eine MZ-Umfrage zeigt. Denn auch wenn balearische und spanische Politik das Insel-Leben bestimmen, gibt es doch nach Meinung vieler Residenten einige Punkte, die die deutsche Politik in Angriff nehmen könnte und sollte – von sozialen Fragen bei Leistungen der Pflegekasse über Auslandsschulen bis hin zu bürokratischen Problemen. Wir haben die Ideen in dem Wahlprogramm einer fiktiven Mallorca-Partei gebündelt – als Anregung für die Bundesparteien.