Hotels sind gigantische Energieschleudern. Während vor den Glasfronten der häufig auch noch schlecht isolierten Erholungspaläste die Sonne mit 36 Grad knallt, kühlen riesige Klimaanlagen Zimmer, Restaurants und Freizeitbereiche auf 20 Grad herunter. Und worauf beschränken sich die Hoteliers? Auf Schilder, die erklären, wo das Handtuch zu hängen hat, wenn es nicht jeden Tag gewaschen werden soll.

Auch die Nutzung erneuerbarer Energie ist für die meisten Hotelbesitzer immer noch kein Thema. Wer auf Mallorca nach Hotel­anlagen Ausschau hält, in denen in großem Stil „grüne“ Energie aus Sonne, Wind oder Wasser genutzt wird, muss lange suchen. Jene Solarkollektoren, die hier und da auf den Hoteldächern stehen, sind häufig kaputt oder veraltet.

Und wie viele Hotels auf der Insel tun etwas für die Umwelt? Wer nutzt welche Techniken? Dazu gibt es noch nicht mal eine Statistik. Umweltministerium und Hotelvereinigungen sind ratlos. „Keiner hat Zahlen darüber“, antwortet Toni Fuster von Mallorcas Hotelverband FEHM. Laut Francisco Marín, Vertreter der Hoteliersvereinigung an der Playa de Palma, gibt es nur einige wenige Vorzeigeobjekte auf der Insel: „Der Rest hinkt hoffnungslos hinterher.“ Ergo: Mal wieder verschlafen Mallorcas Hotelbetreiber einen Trend.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Drei davon zeigen, wie „grün“ gewirtschaftet werden könnte.

Royal Cupido: Am Anfang war das Material

Einer der Vorreiter ist das Royal Cupido an der Playa de Palma. Betreiber Iberostar hat das 1972 gebaute Hotel für 6,9 Millionen Euro umbauen lassen und großen Wert auf Umweltschutz, Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energie gelegt. Sechs Monate hat es gedauert, seit Mai ist es wieder geöffnet. Der Umbau des Vier-Sterne-Hauses soll richtungsweisend sein für die geplante Modernisierung der alten Hotelanlagen an der Playa.

Was ist das Besondere am Umbau des Royal Cupido? „Der ganzheitliche Ansatz. Produktion, Einsatz und Entsorgung der Materialien sollten möglichst umweltverträglich sein“, sagt Architekt Andreas Tänzler aus Berlin, der das Projekt mit Barbara Mohren geplant und realisiert hat. Seit den 80er Jahren entwickelt der 58-Jährige Energiesparkonzepte.

Paradebeispiel in puncto umweltverträglicher Produktion ist das im Außenbereich verlegte, zertifizierte IPO-Holz, eine kontrolliert angebaute, also nachwachsende Sorte. Eingesetzt wird es in Kombination mit nur einer Fliesenart, derselben wie innerhalb des Hotels. „Wir wollten nicht zu viele verschiedene Materialien verbauen.“ Da zudem so viel alte Bausubstanz wie möglich erhalten werden sollte - weniger Müll und geringere Kosten - wurden die neuen Fliesen in den Zimmern über die alten geklebt. Das hat auch den Schallschutz verbessert.

Beim Materialeinkauf wurde außerdem darauf geachtet, dass sich alles leicht und schonend reinigen lässt, beispielsweise die Teppiche. Die Probe aufs Exempel hat die Chef-Putzfrau selbst gemacht. Sie bekam verdreckte Musterstücke und durfte sie mit ihren Reinigungsmitteln bearbeiten - nur biologisch abbaubaren, versteht sich.

Aber auch das Material sollte sich später wiederverwerten lassen. Nicht nur wegen der Umwelt, auch finanziell lohnt es sich laut Tänzer, denn die Entsorgungskosten auf der Insel seien sehr hoch, verglichen mit denen am Festland. Deshalb habe man schon während der Sanierung den anfallenden Bauschutt getrennt.

Und wie wird im alltäglichen Betrieb Energie gespart? Mit moderner Klimatechnik: Wann muss es wo wie kalt oder wie warm sein? Das System erkennt den Bedarf und regelt Kühlung oder Heizung, zum Beispiel im Restaurant. Die Schwierigkeit dort: Durch die alte Glasfront heizt sich der Raum im Sommer schnell auf. Die Lösung: Metallgitter über den Fenstern, durch die das Licht gebrochen und ein Teil der Sonnenenergie abgehalten wird, der Raum aber noch hell genug bleibt. Wird es trotzdem zu heiß, kann ein Rollo heruntergezogen werden.

Energie sparen ist gut, sie selbst zu produzieren, aber laut Experten noch besser (siehe Interview). Im Royal Cupido heizt eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach zumindest einen Teil des Warmwassers auf, das im Haus verbraucht wird. Nach Angaben des Architekten gibt es Überlegungen, auf den Dächern der Geschäfte vor dem Hotel zusätzlich Photovoltaik-Paneele zur Stromproduktion zu installieren. Ob durch diese Maßnahmen am Ende das ausgerufene Ziel - die Hälfte der früher verbrauchten ­Energie einzusparen - erreicht wird, bleibt abzuwarten. Noch liegen keine Zahlen vor.

Sol Magaluf Park: Die Energie aus dem Meer

Anders im Hotel Sol Magaluf Park an der Südwestküste. Mit einer vor drei Jahren eingebauten Erdwärme-Anlage werden nach Angaben von Energieanalytikerin Ingrid de la Fuente allein im Bereich der Klimatechnik jährlich fast 38.000 Euro gespart und 140 Tonnen weniger CO2 produziert. Die Maßnahmen sind Teil des SAVE-Projekts der Betreibergruppe Sol Meliá, mit dem Energiesparkonzepte umgesetzt werden. Die geothermische Anlage pumpt aus 18 Metern Tiefe kaltes Meerwasser hoch, mit dem die Klimaanlage des Hauses gekühlt wird. Das klappt nur, weil die Temperatur des Meerwassers mit etwa 27 Grad, meist niedriger ist als die Außentemperatur im Sommer. Im Winter funktioniert es umgekehrt. Da wird der Temperaturunterschied genutzt, um Wärme zu erzeugen.

Im Sol Magaluf Park werden auch mit kleinen Mitteln Ressourcen gespart. So sorgen Sensoren dafür, dass die Klimaanlage ausgeht, sobald jemand ein Fenster öffnet. Kleine Federn im Toilettenkasten verringern den Wasserverbrauch. Und verlässt der Gast das Zimmer, gehen automatisch Klimaanlage und Licht aus. Günstige Maßnahmen mit großer Wirkung.

Robinson Club: Öko-Wasser im WC

Gespart wird auch im Robinson Club Cala Serena an der Ostküste. So viel, dass die zum Tui-Konzern gehörende Anlage 2009 den zweiten Platz der sogenannten Tui-Umweltchampions belegte, einer Liste der hundert umwelt- und sozialverträglichsten Hotels der Welt, die der Reiseveranstalter jährlich veröffentlicht.

In Cala Serena werden jährlich 120.000 Kubikmeter Wasser weniger verbraucht, weil für Gartenanlage und WC-Spülungen minderwertigeres Betriebswasser verwendet wird. Und durch das hauseigene Abfallmanagement wird der Müll getrennt, verwertet und entsorgt. Darüber hinaus produzieren 210 Solarplatten auf einer Fläche von 546 Quadratmetern pro Jahr 363.000 Kilowatt Solarenergie.

Noch sind diese Beispiele aber nur die sprichwörtlichen Tropfen auf dem heißen Stein. „Die Situation ist dramatisch“, sagt Josep Maria Rigo, Abteilungsleiter im Energieministerium der Balearen-Regierung. Das Einsparpotenzial sei groß, aber die meisten Hoteliers würden weit unter ihren Möglichkeiten bleiben.

Rigos Abteilung vergibt Subventionen für das Energiesparen. Das Interesse hält sich in Grenzen. 2009 bekamen Hoteliers auf Mallorca für solche Maßnahmen gerade mal rund 100.000 Euro. Balearenweit waren es 664.000, immerhin schon fast das Fünffache von 2008. Für dieses Jahr stehen Rigo 1,5 Millionen Euro zur Verfügung, mal sehen, ob er sie ausgeben kann.

Das Energieministerium zahlt allerdings nur einen Zuschuss, den Großteil der Investition muss der Betreiber tätigen. Davor scheuen sich viele, sodass die meisten Hotels ihre Energie weiter aus fossilen, also endlichen Rohstoffen beziehen. „Eine Schande“, sagt Josep Rigo, „das Verhalten schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Image der Einrichtung.“ Denn immer mehr Kunden möchten in umweltbewussten Hotels urlauben. „Das merken auch die Veranstalter und verlangen von den Hoteliers höhere Umweltstandards.“ Wer nicht reagiert, könnte künftig leer ausgehen.

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