Wenn Pfarrer Peter Wehr aus dem Fenster der neuen Pfarrei in Palmas Altstadt schaut, hat er die Kathedrale direkt vor Augen. Am 3. Advent konnte er so frühmorgens beobachten, wie die aufgehende Sonne, die durch die hintere Rosette in La Seu hineinschien, das Glasfenster der Fassade von innen erleuchtete – ein Lichtspiel, das so nur im Winter zu beobachten ist und Pfarrer Wehr an das Lied Nummer 108 im Gotteslob erinnerte. „Glanz strahlt von der Krippe auf, neues Licht entströmt der Nacht", heißt es dort in der vierten Strophe.

Nun ziert das Foto das Programmheft für den Weihnachtsgottesdienst am 24. Dezember in der Kathedrale. Zu der ökumenischen Feier strömen so viele deutschsprachige Gläubige, dass sie gleich zweimal stattfindet, um 15.30 Uhr und um 17 Uhr. Von der Ökumene abgesehen, wird hier Weihnachten genauso zelebriert wie in Deutschland, und deutschsprachige Residenten wie Urlauber müssen nicht auf ihre Traditionen verzichten.

Auch die anderen Ausländer haben ihre eigenen Traditionen mit auf die Insel gebracht – ein Fünftel der Einwohner Mallorcas ist nicht mit der spanischen oder gar mallorquinischen navidad aufgewachsen. Sie importieren ihre Bräuche, bedienen sich aus verschiedenen Kulturen – oder kommen – wie die Muslime – mit Weihnachten erstmals in Kontakt.

Wobei der Gottesdienst am 24. Dezember in der Kathedrale fest auf Mallorca verankert ist, auch wenn die Gläubigen das Weihnachtsevangelium nach Lukas auf Deutsch hören und „Stille Nacht" in ihrer Sprache singen. Das Kammerorchester aus Campos intoniert die Weihnachtsweisen, Bischof Jesús Murgui begrüßt die Gemeinde, der Segen wird in der verbindenden Kirchensprache Latein gesprochen.

Evangelische und katholische Kirche wechseln sich ab in der Organisation. In diesem Jahr war Pfarrer Wehr an der Reihe, erste Absprachen gab es schon im Oktober, damit von der Abstimmung mit der Kathedralen-Verwaltung und den Reiseveranstaltern über die musikalische Begleitung bis hin zur Einteilung der Helfer für die Kollekte alles klappt.

Die Organisation ist längst abgeschlossen, von Vorweihnachtsstress ist bei Wehr nichts zu spüren. Das schätzt der Pfarrer auch auf Mallorca: „Ich spüre, dass die Menschen weniger gehetzt sind." Zudem sei Weihnachten auf der Insel stärker von der weiter bestehenden Volksfrömmigkeit geprägt und nicht so abrupt zu Ende wie in Deutschland – dort verschwinde das Fest schon am 27. Dezember aus dem öffentlichen Bewusstsein.

Die Termine der deutschsprachigen Weihnachtsgottesdienste finden Sie in der Printausgabe