Herr Drews, Sie feiern mit Da­niela Katzenberger die Eröffnung Ihres Bistros in Santa Ponça. Haben Sie das gleiche Publikum?

Im weitesten Sinne, ja. Auch ihre Fans mögen den Schlager. Darüber hinaus decke ich die ganze Bandbreite ab: Ich habe jüngere Anhänger, die auf Schlager stehen, und ich habe auch ältere. Ich singe für alle, die Party machen wollen.

Sie sind Musiker. Bei Katzenberger weiß man nicht, was sie ist.

Sie ist auf jeden Fall eine schillernde Figur mit Aura. Ich glaube, sie ist eine ziemlich ausgeschlafenes Mädchen, das genau weiß, was es will.

Sie stehen schon seit Jahrzehnten in der Öffentlichkeit. Warum eröffnen Sie das Bistro?

Weil es ein paar Hundert Meter von meinem Haus entfernt liegt. Ich trinke jetzt dort meinen Kaffee und hänge ein paar Devotionalien auf. Ich bin kein Gastronom, in Palma hätte ich das nie gemacht.

Schickimicki oder Ballermann. Was ist Mallorca für Sie?

Beides. Schickimicki interessiert mich auf Mallorca aber überhaupt nicht. Da fand ich die Reichen-Szene auf Ibiza viel geiler: Sex, Drugs and Rock´n´Roll. Wobei ich die Drogen und den Alkohol weggelassen habe.

Sie wohnen in Santa Ponça in einem Reihenhaus. Sie könnten auch ein Villabesitzer sein.

Keinen Bock.

Seht mal, Leute, ich bin einer von euch. Ist das Ihre Botschaft?

Wenn Sie so wollen, ja. Ich wohne Wand an Wand mit dem Nachbarn, habe meinen kleinen Pool, ein paar Palmen. Mehr brauche ich nicht. Ich will auch nicht mehr haben. Denn weniger besitzen, bedeutet auch mehr Freiheit.

Es gibt Leute, die rümpfen die Nase, wenn sie den Namen Jürgen Drews hören. Stört Sie das?

Das ist doch typisch deutsch. In Amerika beispielsweise ist es egal, welche Art von Musik du machst. Ob Country oder Heavy Metal – dort zählt nur, dass du erfolgreich bist. Da gibt es auch nicht diesen Neid. Niemand verkratzt dir dein Auto. Die Leute begegnen dir mit Anerkennung, wenn du es von unten nach oben schaffst. Wobei ich Deutschland jetzt nicht schlechtmachen möchte. Ich lebe gerne dort.

Warum hat die Schlager-Szene so einen schlechten Ruf?

Weil es sich trefflich mit Vorurteilen leben lässt. Leute mit Vorurteilen haben wenigstens eine Meinung. Als ich jung war, wollte ich mit Schlagern auch nichts am Hut haben. Erst später begriff ich, dass Lieder wie ´Ein knallrotes Gummiboot´ doch etwas Positives haben. In tristen Zeiten sind sie ein Zeichen für die Lebensfreude der Menschen.

Und doch muss die Partyszene immer wieder gerechtfertigt werden.

Ich könnte es nicht, wenn sie bei den Leuten nicht ankäme. Vor meiner Bühne treffen sich alle: der Handwerker, der Heavy-Metal-Fan und auch der Schönheitschirurg Prof. Dr Mang, der übrigens schon dreimal bei mir war. Sie feiern und singen alle gleich. Sogar beim Oktoberfest, wo ja nun wirklich nur die ganz platten Sachen gespielt werden. Es ist ganz einfach: Die Leute wollen feiern. Es gibt nur ein Gesetz: Deine Musik muss ankommen. Tut sie´s nicht, bist du weg.

Haben Sie sich jemals gewünscht, dass Sie nicht auf dieser Insel gelandet wären?

Nein, im Gegenteil. Mallorca würde ich niemals bereuen. Ich feiere persönlich keine Partys. Aber auf der Bühne macht mir das viel Spaß. Du lachst danach und bist gut drauf.

Sie sind jetzt 66. Schon einmal ans Aufhören gedacht?

Nein, ich habe ich mir über die Jahre eine enge Beziehung zu meinem Publikum aufgebaut, die ich nicht missen möchte.

In der Printausgabe vom 28. April (Nummer 573) lesen Sie ausführlich:

- Was Deutsche auf Mallorca von Daniela Katzenberger und Jürgen Drews halten

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