­Der Protest der Bewegung 15. Mai breitet sich auf Mallorca weiter aus. Nach der Plaza de España in Palma haben etwa 150 Demonstranten am Montag (24.5.) die Plaza Ramón Llul in Manacor in Beschlag genommen. Auch dort fordern die Teilnehmer eine unmittelbarere Beteiligung der Bürger am demokratischen Prozess. In Palma hieß es, dass der klare Sieg der konservativen Volkspartei auf den Balearen noch mehr Bürger auf den Platz locken werde. Ein Sprecher verwies darauf, dass etwa 50 Prozent der Wahlberechtigten nicht an dem Urnengang teilgenommen hätten. Das sei ein klares Zeichen für die Unzufriedenheit der Menschen in Spanien.

Die Wirte und Einzelhändler an der Plaza de España lobten indes das Verhalten der Demonstranten als vorbildlich. Die Menschen teilten sich unter anderem auf, um den Platz sauber zu halten.

Die Polizei in Palma de Mallorca hatte trotz eines von der nationalen Wahlkommission ausgesprochenen Verbots davon abgesehen, die Plaza de España zu räumen. Man habe keinen entsprechenden Befehl erhalten, sagte ein Sprecher der Nationalpolizei in der Nacht zum Samstag (21.5.). Hunderte Demonstranten harrten weiter dort aus. Auch in den anderen Städten des Landes, wo sich Unzufriedene versammelt haben, schritten die Ordnungshüter nicht ein. Die Demonstranten in Palma reagierten mit Ausrufen wie "Es lebe die Polizei!"

Die Demonstranten, die schon seit Tagen auf der Plaza de España campieren, fordern mehr Demokratie. Die "Gesellschaft" müsse wieder die Hauptrolle spielen. Ausgegangen war die sogenannte Bewegung "15. Mai" von der Hauptstadt Madrid, wo schon seit Tagen die zentrale Puerta del Sol vor dem Rathaus besetzt ist. in den vergangenen Tagen mehrere tausend Demonstranten zusammenkamen. Proteste gab es auch vor den Botschaften Spaniens in London, Paris und Lissabon. In Madrid fordert die Protestbewegung eine Reform des Wahlrechts, um auch kleineren Parteien Chancen zu geben, sowie ein Referendum über die Abschaffung der Monarchie oder die Legitimität von Staatshilfen für marode Banken.

Die über das Internet organisierten Proteste richten sich nicht ausdrücklich gegen die sozialistische Regierung, sondern gegen die politische Klasse insgesamt. Die Demonstranten verlangen auch Arbeitsplätze, bessere Löhne und bezahlbare Wohnungen. In rund 40 Städten halten die Anhänger der Bewegung zentrale Plätze besetzt, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. In Spanien ist jeder fünfte Erwerbsfähige ohne Job, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei fast 45 Prozent.